Gewohnheitsgemäß zum fünften Wochenende in der Fastenzeit fand im mit 27 Teilnehmern gut besetzten Tagungsraum unseres Freundeskreises der dritte Guardini-Studientag mit Pfarrer Marc Grießer – musikalisch begleitet von der Schola Cantorum Lorchensis – statt. Bernhard Theinert, begeisterter Teilnehmer des Studientags sowie Initiator und Leitstimme der Schola Cantorum hat seine Eindrücke für uns unten zusammengefasst.
Pfarrer Grießer hat uns ein Manuskript zum Studientag überlassen » hier.
Marc Grießer wird ab September 2017 in der benachbarten Seelsorgeeinheit Alpenblick seinen Dienst fortführen. Der Freundeskreis ist hocherfreut, diesen vom Geist Romano Guardinis beseelten Priester bald in greifbarer Nähe zu wissen.
Erfreuliches tut sich in Mooshausen, wenn der gleichnamige Freundeskreis in das dortige Pfarrhaus zur Guardini-Tagung einlädt und die Frage stellt:
„Jesus wer?“
Marc Grießer, auf den Spuren von Romano Guardini,
hat sie ausgiebig beantwortet und damit sein Auditorium in den Bann gezogen.
Jedes Jahr ein paar „Hörer des Wortes“ mehr. Nein, nicht Karl Rahner (+1984), sondern ein einfacher Pfarrer mit „Fronterfahrung“ und doch Theologe par Excellence ist es, der hier das Wort im wahrsten Sinne des Wortes „führt“, und zwar hin zur wahren Bedeutung desselben. Immer im Blick die Gedanken seines großen und doch äußerst bescheidenen Vorbildes Romano Michele Antonio Maria Guardini. Das ist es vielleicht, was die beiden im Wesen unterscheidet: Grießer wirkt im Gegensatz zu Guardini so gar nicht melancholisch, sondern sprüht geradezu vor Begeisterung und Lebenslust für seine wissenschaftliche Arbeit. Man merkt das seinen mit tiefsinnigem Humor durchzogenen Vorlesungen an. Mit so viel Ironie und Wortwitz hätte Guardini in dem Maße nicht öffentlich agiert. Da „waren Herr Professor“ doch ein viel zu feinsinniger Mensch.
Dieses mal wirft Pfarrer Grießer aus Lorch, der durchaus auch die aufmerksamkeits-steigernden leisen Töne der Vortrags-Klaviatur beherrscht, eine geradezu unverschämte Frage auf: „Jesus wer?“. Religionsstifter, Esoteriker, weltfremder Spinner oder, noch viel schlimmer, gar Philosoph? Die Fragestellung bietet jedenfalls genug Zündstoff für eine zweitägige Vortragsreihe. Allerdings zielte die Titel-Frage in eine ganz andere Richtung, nämlich auf den Umgang mit der Bibel, den uns Guardini lehrt. Ich kann quasi von außen ihre Glaubwürdigkeit überprüfen, bekomme – ähnlich wie bei mancher Internetsuche – dann aber eine Vielzahl von Einzelergebnissen, die die Frage nach der Glaubwürdigkeit nicht beantworten. Wenn ich mit eigenen Maßstäben nach der Stimmigkeit der Texte frage, ist das Ergebnis letztlich nur – bewusst oder unbewusst – mein Idealbild. Ich muss also die Texte selbst zu Wort kommen lassen. Guardini setzt bei den Erfahrungen der Menschen an, nimmt sie sehr scharfsichtig wahr, analysiert sie und legt so immer wieder die Sehnsucht nach dem Größeren offen, das ich selbst nicht ableiten oder vorausberechnen, sondern nur in Jesus Christus entdecken kann.
Mittlerweile bewährt ist auch der äußere Rahmen der Tagung, die von Elisabeth Prégardier und der neuen Geschäftsführerin Christa Krämer vorbereitet wurde: Abendlicher Abschluss durch die Vesper, durchzogen mit Psalmen in der Guardini-Übersetzung. Passend dazu die erläuternden Worte des Zelebranten Grießer und natürlich der Abschluss am Sonntagvormittag in Form eines Choral-Hochamtes, beides liturgisch mitgetragen von der Schola Cantorum Lorchensis. Auch hier zeigte sich, und das nicht nur in der Predigt, wie Hochwürden Grießer für die Sache Guardinis buchstäblich brennt. Dank der Mooshauser Mitchristen war die Kirche Sankt Johann-Baptist einmal mehr mit aufmerksamen Hörern, nicht nur des Wortes, gut besetzt! Auch das: äußerst erfreulich!
Bernhard Theinert, einer der „Hörer des Wortes“ in Mooshausen