„Mir stehen die Bäume merkwürdig nah.“
Unter diesem Motto, einem Zitat unseres verehrten Theologen und Religionsphilosophen Romano Guardini aus einem Brief aus dem Jahr 1953 an seinen Freund, Josef Weiger, von 1917-1957 Pfarrer von Mooshausen und bis zu seinem Tod im Jahr 1966 dort wohnhaft, hat der Freundeskreis Mooshausen e.V. am Samstag, dem 28. Oktober 2023 eine Eiche zu Ehren Guardinis hinter dem alten Pfarrhaus in Mooshausen gepflanzt.
Ins Leben gerufen wurde diese Aktion zur Pflanzung eines Baumes an den Orten, an denen Romano Guardini einst gelebt und gewirkt hat, von der Associazione Culturale Romano Guardini Isola Vicentina, dem italienischen Partnerverein des Freundeskreises am letzten Wohnort der Familie Guardini. Dieser Initiative hat sich der Freundeskreis Mooshausen sehr gerne angeschlossen. Denn Romano Guardini war von 1917 an bis zum Tod von Josef Weiger regelmäßig Gast im alten Pfarrhaus. Von 1943 bis 1945 lebte er dauerhaft in Mooshausen und verfasste dort neben mehreren anderen bedeutenden Schriften seine „Berichte über mein Leben“.
Zu dieser besonderen Veranstaltung war auch eine Gruppe von 30 Personen aus Isola Vicentina unter Leitung von Dr. Giuliana Fabris angereist. Im grün-weiß-rot, den Farben der italienischen Flagge, festlich geschmückten Pfarrsaal wurden die Gäste mit einem kulinarisch-köstlichen Buffet verwöhnt, welches die Schwestern Brenner von langer Hand organisiert und bestens vorbereitet hatten.
In seinem Festvortrag betrachtete unser 1. Vorsitzender, Prof.a.D. Dr. Alfons Knoll, zunächst die Gestalt des Baumes, die in Guardinis Werk immer wieder auftaucht, um dann auch in seinem Werk Spuren eines organischen Denkens zu entdecken: Der Mensch, der in Gott wurzelt, die Gegensatzlehre, die das Dasein als spannungsvolle Einheit begreift, Europa als eine solche Einheit mit gemeinsamen Wurzeln und nicht zuletzt die Kirche: auch sie ist eine lebendige, und das bedeutet eben auch spannungsvolle, sündige und immer wieder der Reform bedürftige Größe. Diese Erneuerung kann gelingen, wenn sie auf ihre Wurzeln in Christus vertraut.
Bei der anschließenden Baumpflanzung wurde Alfons Knoll von Elena Chiodi, Vorsitzende der Associazione Culturale Romano Guardini unterstützt. Mit einem von unserem Vorstandsmitglied Christa Krämer eigens für diesen Anlass verfassten Segensgebet (siehe unten) wurde der Baum seiner Bestimmung übergeben.
Zur Veranstaltung war auch der Biberacher CDU-Bundestagsabgeordnete, Josef Rief, angereist, der unseren italienischen Freunden eine Silbermünze, die das Brandenburger Tor zeigt, überreichte. Er betonte, wie wichtig und aktuell Guardinis Gedanken heute noch sind, gerade auch für Europa. Es sei deshalb unser aller Aufgabe, Guardinis Gedanken weiterzugeben.
Die katholische Kirchengemeinde Mooshausen war durch ihren Pfarrer Christof Geil, Dominic König vom Kirchengemeinderat und dem Kirchenpfleger Siegfried Buchmann vertreten.
Der Tag wurde mit einem Festgottesdienst in deutscher und italienischer Sprache in der Mooshauser Kirche St. Johann Baptist beschlossen. Gestaltet und geleitet wurde der Gottesdienst von Marc Grießer, Beirat im Freundeskreis. Als Solosänger brillierte Dr. Johannes Modesto, Postulator im Seligsprechungsverfahren Romano Guardinis, mit der Windhager Messe von Anton Bruckner und dem Ave Maria von Franz Schubert.
Gebet anlässlich der Baumpflanzung am 28. Oktober 2023 in Mooshausen
Du, großer und guter Gott, Herr über alles, was lebt:
Segne diesen Baum, dass er sich an diesem Ort verwurzle,
so wie einst Romano Guardini Wurzeln geschlagen hat in der Fremde,
die ihm zur Heimat wurde.
Segne diesen Baum, dass sein Stamm groß und mächtig werde,
so wie einst Romano Guardini, auch wenn nicht groß und kräftig von Statur,
festen Grund in dir fand, um, wie ein starker Baumstamm,
den Stürmen seiner Zeit zu trotzen.
Segne diesen Baum, dass er sich verzweige in vielen Ästen,
so wie einst Romano Guardini in Freundeskreisen und Netzwerken
seine Gedanken, seine Sorgen und Nöte geteilt hat.
Segen diesen Baum, dass er ergrüne in vielfachem Laub,
so wie einst Romano Guardini durch deine große Gnade erblühen durfte
zu einem mit Klugheit und Weisheit begabten Menschen,
die er durch seine Rede- und Schreibgewandtheit geteilt hat
auf unzähligen Blättern.
Segne diesen Baum, dass er reiche Frucht bringe und sich vermehre,
so wie Romano Guardinis Erbe auch heute noch wirkt
und uns Halt gibt und Zuversicht und Hoffnung schenkt.
Segne diesen Baum,
segne alle, die die Früchte Romano Guardinis weitertragen und
segne uns, die wir heute hier um diesen Baum versammelt sind.
Segne und behüte uns, du treuer und guter Gott,
behüte unser Leben.
Behüte uns, wenn wir fortgehen und wiederkommen,
heute, morgen und in Ewigkeit.
Amen.
Videoaufzeichnung vom 28.11.2023 mit Festrede, Baumpflanzung und Festgottesdienst
» Bericht auf unserem YouTube-Kanal
Christa Krämer liest Romano Guardini
Aus „In Spiegel und Gleichnis“, Tagebuch: „Stille Freunde“
» Audio (mp3, 23 MB, 19 Min)
Impressionen vom Tag
Gelungener Tag des offenen Denkmals mit Segnung der Stele am Guardini-Baum
Anlässlich des Tages des offenen Denkmals am 8. September 2024 zeigten sich sowohl der Freundeskreis als auch die katholische Kirchengemeinde von Mooshausen in Feststimmung. Am Vormittag feierte Prof. i. R. Dr. Alfons Knoll, 1. Vorsitzender des Freundeskreises, in der Kirche St. Johann Baptist in Konzelebration mit Pfarrer Marc Grießer, Beirat im Freundeskreis Mooshausen, ein Hochamt zu Ehren der Mutter vom Guten Rat. Das Gnadenbild, dessen Original aus einer Kirche bei Skutari in Albanien stammt, ist am Hochaltar über dem Tabernakel angebracht. 200 Jahre lang wurde es in Skutari verehrt, geriet in Vergessenheit und kam dann auf wundersame Weise im 17. Jahrhundert auf dem Seeweg nach Italien in ein Kloster der Augustiner-Eremiten in der italienischen Stadt Genazano.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde die Stele beim Guardini-Baum hinter dem Mooshausener Pfarrhaus von Marc Grießer feierlich enthüllt und eingeweiht.
Beide festlichen Ereignisse, zu denen eigens Giuliana Fabris von der Associazione Culturale Romano Guardini aus Isola Vicentina mit ihrem Ehemann angereist war, wurden rund um den Baum in herzlicher Atmosphäre mit einem Sektempfang abgerundet. Eine Tradition wurde geboren.
Der Nachmittag stand ganz unter dem Zeichen des Tages des offenen Denkmals. Die Türen des Pfarrhauses standen weit offen, der Freundeskreis und seine Arbeit fanden hohe Aufmerksamkeit. Professionell und in gewohnt dynamischer Art führte Marc Grießer zahlreiche Interessierte durch die Räume des Freundeskreises. Bei Kaffee und Kuchen im „Blauen Salon“ wurden Erinnerungen und Erlebnisse ausgetauscht. „Mutmachend und inspirierend“, „bewegend und interessant“ – so zwei Kommentare, die im Gästebuch des Freundeskreises hinterlassen wurden.
Ein absolut erfolgreicher Tag, der bestätigt: Es geht weiter!
Text auf der Stele
Am 28. Oktober 2023 wurde diese Eiche zu Ehren des unvergesslichen Theologen und Religionsphilosophen Romano Guardini gepflanzt. Guardini war regelmäßig bei seinem Freund, Josef Weiger, von 1917-1957 Pfarrer von Mooshausen und bis zu seinem Tod im Jahr 1966 in diesem Haus wohnhaft, zu Gast. Von 1943 bis 1945 hatte Guardini hier dauerhaft seinen Wohnsitz. Neben mehreren anderen bedeutenden Schriften hat er in diesem Haus seine <<Berichte über mein Leben>> verfasst.
Die Gestalt des Baumes taucht in Guardinis Werk immer wieder auf. Auch sind bei ihm Spuren eines organischen Denkens zu entdecken: Der Mensch, der in Gott wurzelt, die Gegensatzlehre, die das Dasein als spannungsvolle Einheit begreift, Europa als eine solche Einheit mit gemeinsamen Wurzeln und nicht zuletzt die Kirche: auch sie ist eine lebendige, spannungsvolle, sündige und immer wieder der Reform bedürftige Größe. Diese Erneuerung kann gelingen, wenn sie auf ihre Wurzeln in Christus vertraut.
Romano Guardini war und ist uns ein einzigartiges Vorbild im Glauben. Möge dieser Baum wachsen und auch noch in ferner Zeit an diesen unvergleichlichen Europäer erinnern und allen, die hier innehalten, Trost und Kraft spenden!
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Du, großer und guter Gott, Herr über alles, was lebt:
Segne diesen Baum, dass er sich an diesem Ort verwurzle,
so wie einst Romano Guardini Wurzeln geschlagen hat in der Fremde,
die ihm zur Heimat wurde.
Segne diesen Baum, dass sein Stamm groß und mächtig werde,
so wie einst Romano Guardini, auch wenn nicht groß und kräftig von Statur,
festen Grund in dir fand, um, wie ein starker Baumstamm,
den Stürmen seiner Zeit zu trotzen.
Segne diesen Baum, dass er sich verzweige in vielen Ästen,
so wie einst Romano Guardini in Freundeskreisen und Netzwerken
seine Gedanken, seine Sorgen und Nöte geteilt hat.
Segne diesen Baum, dass er ergrüne in vielfachem Laub,
so wie einst Romano Guardini durch deine große Gnade erblühen durfte
zu einem mit Klugheit und Weisheit begabten Menschen,
die er durch seine Rede- und Schreibgewandtheit geteilt hat auf unzähligen Blättern.
Segne diesen Baum, dass er reiche Frucht bringe und sich vermehre,
so wie Romano Guardinis Erbe auch heute noch wirkt
und uns Halt gibt und Zuversicht und Hoffnung schenkt.
Segne diesen Baum,
segne alle, die die Früchte Romano Guardinis weitertragen und
segne uns, die wir heute hier um diesen Baum versammelt sind.
Segne und behüte uns, du treuer und guter Gott,
behüte unser Leben.
Behüte uns, wenn wir fortgehen und wiederkommen,
heute, morgen und in Ewigkeit. Amen.
Impressionen vom Tag
FilmClip » Kurzfilm Segnung Stele