Neue Rubrik seit November 2024
Berichte über Ereignisse, Veranstaltungen und Tagungen
Chronologisch absteigend
Adventliche Einstimmung
im Alten Pfarrhaus von Mooshausen
Auch in diesem Jahr fand im Mooshausener Pfarrhaus wieder eine besinnliche und bewegende Veranstaltung an der Schwelle zum ersten Adventssonntag statt. Am Freitagabend las Felix Hornstein, den wir bereits von Tagungen zu Otfried Preußler und Herman Melville kennen, eine weihnachtliche Erzählung aus Preußlers Buch „Die Flucht nach Ägypten. Königlich-böhmischer Teil“. Die traurige und zugleich tröstliche Geschichte vom kleinen Pepiček, dessen sehnlichster Wunsch nach frischen Erdbeeren mitten im Winter auf wunderbare Weise in Erfüllung geht, wurde von Felix Hornstein einfühlsam interpretiert und beeindruckte die Anwesenden, die danach noch lange bei Gebäck und Getränken gemütlich beisammensaßen.
Die leider immer noch viel zu unbekannte oberschwäbische Lyrikerin Maria Menz (1903-1996) stand im Zentrum unseres Samstagsprogramms. Alfons Knoll führte biographisch und werkgeschichtlich in das dichterische Schaffen von Maria Menz ein und hob die theologische Bedeutung hervor, wobei er auch eine Brücke zu Mooshausen schlug. Dazwischen las die Schriftstellerin Hannelore Nußbaum Kapitel aus ihrem Buch „Die offene Tür. Begegnungen mit der Dichterin Maria Menz“. Im Gespräch mit ihr gewannen die Anwesenden ein lebendiges Bild der oberschwäbischen Lyrikerin und fanden Zugang zu ihren sowohl hochsprachlichen wie mundartlichen Gedichten, die eine längst versunkene bäuerliche Lebenswelt widerspiegeln, aber auch von einer tiefen Reflexion des menschlichen Lebens, der Natur und der religiösen Wirklichkeit durchdrungen sind. Nachmittags endete die Veranstaltung mit einer besinnlichen Lesung zahlreicher Gedichte aus dem reichen Schaffen von Maria Menz – zu den Themen „Mensch“, „Natur“, „Mundart“ und „Glaube“. Insbesondere die Tatsache, dass noch im 20. Jahrhundert der christliche Glaube, auch in seiner mystischen Ausprägung, qualitativ hochwertige Lyrik hervorbringen kann, beeindruckte die Anwesenden tief.
Eine rundum erfüllende und damit gelungene Veranstaltung – wenn auch in kleiner Runde.
Literaturempfehlungen:
Nußbaum, Hannelore: Die offene Tür. Begegnungen mit der Dichterin Maria Menz, Biberach: Biberacher Verlagsdruckerei 2002.
Menz, Maria: Gedichte. In drei Bänden [Band 1: Gott, Schale, Schwelle. Band 2: Mansch, Welt, Natur. Band 3: Oberlendische Vers], Sigmaringen: Thorbecke 1981.
Menz, Maria: Gedanken. Gedichte, Sigmaringen: Thorbecke 1989.
Weitere Bücher von Hannelore Nußbaum: Zieh’ einen Kreis. Gedichte, mit einem Vorwort von Maria Menz, Biberach 1991; Kastanientage. Geschichten und Gedichte, Biberach 1998; Pauline und das Mäuseglück. Kinderbuch, Biberach 2011; Das kirschrote Stirnband. Geschichten und Gedichte. Mit einem Vorwort von Imre Török, Biberach 2022.
Ein Wochenende auf den Spuren Romano Guardinis
Erneut war der Guardini-Literaturkreis um Pfarrer Daniel Rietzler zu Gast im Alten Pfarrhaus.
Der dichte November-Nebel, die andächtige Stille im Haus, das Romano Guardini so oft hat ein- und ausgehen sehen, die ehrwürdige Bibliothek mit den geschichtsträchtigen Gegenständen des Priesters und die Warmherzigkeit der Gastgeber bildeten einen besonderen Rahmen für unser alljährliches Mooshausen-Wochenende. Viele junge Menschen aus den verschiedensten Lebenssituationen fanden sich heuer hier zusammen und hegten den gleichen Wunsch: mit den Worten Guardinis, in denen das Erbe eines in Glaube und Gebet bestrittenen Lebens bis heute fortklingt, gemeinsam auf dem Weg zu Gott voranzuschreiten und das Verständnis für den Auftrag und das Ziel christlichen Lebens zu vertiefen.
Wir lasen gemeinsam das Buch Guardinis über die Lebensalter: Was bedeutet „Mündig-sein“, vor Gott Verantwortung übernehmen für den Nächsten, „Umwerden“ zur „freien Bejahung“ der Lebensaufgabe und der „rechten Ordnung“ des eigenen Lebens? Welche Krisen prägen die verschiedenen Lebensalter, welche Anforderungen entstehen, welche Entscheidungen müssen getroffen werden und welche Werte und Tugenden sind dabei maßgeblich, aber auch, welche Gefahren und Schwierigkeiten konfrontieren uns auf dem Weg? Guardinis präzise und bedeutungsschwere Art zu Schreiben, sein tiefer Einblick in das Wesen des Menschen und seine feinen Unterscheidungen bereicherten unsere Diskussionen und unser gemeinsames Lesen sehr. Das tiefgreifende philosophische und theologische Wissen von Frau Prof. Gerl-Falkovitz ermöglichte uns, Guardini nicht nur oberflächlich zu lesen, sondern uns in den Kontext der zeitbezogen Umstände, in die rhetorischen Besonderheiten, die biblische Grundlage und den eigentlichen Inhalt „hineinzuverstehen“. Mitte und Höhepunkt fand unser Wochenende in der gemeinsamen Feier der Heiligen Messe. Wir hatten gelesen, was Guardini über sie sagt: „Wer in ihr lebt, wird wahr, gesund und befriedet in seinem innersten Wesen.“
Den Abschluss unser gemeinsamen Zeit bildete das Kapitel „Primat des Logos über den Ethos“ aus dem Buch „Vom Geist der Liturgie“. So wollen wir die „Geistesart“ Guardinis mit in unseren Alltag nehmen, die „wahrhaft katholisch“ ist und „zur ewigen, umwandelbaren Wahrheit aufschaut“. Selbst wenn wir nicht alle Ansätze und Gedanken unseres gemeinsamen Lesens sofort verstehen und umsetzen können, so wollen wir alles dankbar bedenken und uns von Guardini auch in unserer Zeit noch erinnern lassen: „[…] nicht die Anstrengung, sondern die Anbetung ist das Endgültige.“
Wir bedanken uns vielmals bei unseren beiden herzlichen Köchinnen, Andrea und Gabriele Brenner, die uns so wunderbar mit leckerem Essen versorgt und wertvolle Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben geteilt haben. Danke an alle, die zum Gelingen dieser Zeit mit ihrem Einsatz großzügig beigetragen haben. Vergelt‘s Gott Pfarrer Rietzler für sein Gebet und sein Mühen, um die ihm anvertrauten jungen Menschen und sein Vorbild für uns, in seiner Treue zur Kirche und zum Anruf Christi.
Nicht zuletzt gilt unser Dank Frau Prof Gerl-Falkovitz, für ihre Zeit, für das reiche Wissen, das sie uns so bereitwillig weiterschenkt und die Gastfreundschaft, so dass wir selbst den Guardini-Teppich betreten durften und uns in Mooshausen immer willkommen wissen dürfen.
Im Gebet verbunden und in Freude auf ein baldiges Wiedersehen.
Marie Wiegel