Sonntagsgedanken 6. Juni 2021


Sonntagsgedanken, 6. Juni 2021

Anregung zur Schriftlesung

 

Als ich das Angebot erhielt, zu den vier Sonntagen im Monat Juni 2021 die Betrachtungen zu schreiben, habe ich gerne zugestimmt. Die sich in vielen harten Monaten auferlegten Beschränkungen lockern sich nach und nach,  die Freude über jedes Stückchen Freiheit ist groß, dennoch sind wir alle gehalten, sehr sorgsam mit der Zukunft umzugehen.

Das schöne Fronleichnamsfest konnte jetzt  im zweiten Jahr der Pandemie nicht begangen werden, wir sind aber voll Zuversicht, in absehbarer Zeit unsere Gottessdienste wieder in der Gemeinschaft der Gläubigen in unseren Kirchen feiern zu können.

Der Verzicht auf die Teilnahme an der Eucharistiefeier schmerzte uns. Dankbar ist aber festzustellen, dass wir auf vielen Medienkanälen gut vorbereitete und eindrucksvolle Gottesdienste mitfeiern konnten. Auch dies war mit geistlichem Gewinn verbunden.

Mit dem 10. Sonntag im Jahreskreis treten wir nach vielen von Hochfesten geprägten liturgischen Perioden in die früher benannten „Sonntage nach Pfingsten“ ein. Den 33. Sonntag im Jahreskreis werden wir erst am 21. November feiern, dem letzten Sonntag vor dem Beginn des neuen Kirchenjahres am 1. Adventssonntag. Jetzt, im Lesejahr B, stehen die Perikopen aus dem Markus-Evangelium im Mittelpunkt, an den vier Sonntagen aus dem 3., dem 4. und dem 5. Kapitel. In dieser Kontinuität liegt die Chance, die Gemeinde für die Markus sein Evangelium schreibt und zwar nach altkirchlicher Überlieferung für Heiden und Heidenchristen, kennenzulernen.

Für mich ergibt sich daraus die Einladung, einmal vom 6. Juni an das Markusevangelium mit allen 16 Kapiteln hintereinander durchzulesen und zu erspüren, worin das Gewicht seiner Verkündigung beseht. Wie immer geht es uns bei unserer Sonntagsbetrachtung aus Mooshausen auch um einzelne Verse, aus denen wir für die kommende Woche unseren Zuspruch nehmen. Ich freue mich, dass in Mk 3,35 Jeus nicht nur seine Brüder und seine Mutter zu seiner geistlichen Familie zählt, sondern ausdrücklich auch seine Schwestern in der Erfüllung des Willens Gottes. (Dass Jesus keine leiblichen Geschwister hatte, sondern hiermit nahestehende Verwandte gemeint hat, dürfte klar sein.)

Es wäre schön, wenn schon an diesem ersten Sonntag im Juni die Einladung zu einer intensiven Schriftlesung ausgesprochen würde.

Genau genommen haben wir es bei allen Lesungen immer mit einer Gruppe, einer Versammlung oder Gemeinschaft zu tun, an die das Wort gerichtet wurde.

Ganz deutlich wird dies in den Briefen des Apostels Paulus an die Gemeinden in Kleinasien, Griechenland und Rom. Im Monat Juni kommen vier Auszüge aus dem 2. Brief an die Gemeinde in Korinth zur Verlesung. Diese vier Lesungen beinhalten natürlich Aussagen, aus denen jeweils eine ganz Predigt entwickelt werden kann. Meine Frage ist allerdings, ob die Eigenart und die besondere Problematik der Gemeinde von Korinth allein mit diesen Abschnitten deutlich werden. So möchte ich meine Anregung wiederholen, im Neuen Testament einmal in einem Zug den Brief an die Korinther durchzulesen bis zum Gruß am Schluss: „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen“.

Mein Anliegen in der heutigen Betrachtung ist, dass Sie sich aus der Fülle der Sonntagsliturgie im Monat Juni anregen lassen, das Markusevangelium und den Brief des Apostels Paulus an die Korinther durch eine eigene ausführliche Lektüre zu vertiefen. Es scheint, dass sich die Öffnung der Kirchen noch eine Weile hinziehen könnte und die unmittelbare Begegnung mit Jesus Christus in der Eucharistie nicht möglich ist.

In einem schönen Wort macht Romano Guardini uns aufmerksam auf die Begegnung mit dem Herrn in der Lesung der Heiligen Schrift

„Nimm die Schrift, lies, und in dem Maße der Vater es Dir gibt, wirst Du dem Sohn begegnen. Dieses Dir gerade zugewendete Angesicht des Herrn kann kein anderer Dir zeichnen, Du selbst mußt es erschauen. Und Du darfst es Dir auch von keinem anderen verdrängen lassen, denn daß Du selbst dem Herrn begegnest ist das Größte, was Dir beschieden sein kann.“

[aus: Romano Guardini, „Der Herr“, S.236 (17. Auflage, 2007)]

Elisabeth Prégardier, Oberhausen

Die nächste Betrachtung folgt am 11. Juni 2021 zum Herz-Jesu-Fest.


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