Sonntagsgedanken, 6. Dezember 2020 - 2. Advent


Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!

Johannes der Täufer als Vorbild im Advent

 

Lieber Freundeskreis, liebe Leserin, lieber Leser!

Am heutigen zweiten Advent stehen wir an der Schwelle zur zweiten Hälfte der Adventszeit. Es ist ein entscheidender Wendepunkt von der Besinnung auf die Wiederkunft Jesu Christi beim jüngsten Gericht, vergangener Woche, bis hin zum „Gaudete-Sonntag“, als Vorfreude auf die bevorstehende Ankunft, nächste Woche.

Dieser Wendepunkt, thematisch treffender formuliert „Umkehrpunkt“, wird von keinem Geringeren als dem letzten großen Propheten Johannes der Täufer proklamiert. „Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen.“ (Lk 7, 27)

Johannes steht da als Zeuge Christi und ruft zur Umkehr auf. Wo wir letzte Woche noch wie in einer Art Gewissenserforschung auf die bevorstehende Wiederkunft Jesu Christi wachsam geblickt haben, wird es heute mit dem Aufruf zur Umkehr schon konkreter: „Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt […].“ (Mt 3, 8)

Wie auch der zweite Advent eine gewisse Mitte und einen Übergang markiert, so taucht auch Johannes der Täufer in der Heiligen Schrift als eine Art Brücke vom Alten Testament zum Neuen Testament auf. Er ist die Stimme, die in der Wüste ruft (vgl. Joh 1, 23) und er ist der Finger, der auf Christus zeigt (vgl. Joh. 1, 29). Symbolisch finden wir dies auf vielen Ikonen dargestellt in der Kunst wieder. Johannes Glaube erkennt Jesus als das Lamm Gottes. Beide verbindet eine innige Beziehung, wie wir auch familiär wissen. Die Berufung Johannes d. Täufers beginnt praktisch schon im Mutterleib (vgl. Lk 1, 41). Man kann wunderbare Parallelen zwischen Elisabeth und Maria, sowie Johannes und Jesus erkennen. Es ist das Hören des Wortes bei Elisabeth (vgl. Lk 1, 41) und das Empfangen des Wortes bei Maria (vgl. Lk 1, 31). Der Ausruf der Freude bei Elisabeth, ihr Glaubensbekenntnis, das wir beim Gebet des „Ave Maria“ (vgl. Lk 1, 42) betrachten, verkörpert sich schließlich in Johannes.

Bei meiner Internetrecherche stieß ich auf eine Predigt von Bischof Overbeck, bei der er passende Worte des hl. Augustinus aufgreift, „der in einer Betrachtung über die Bedeutung von Johannes und Jesus darauf hinweist, dass Johannes sich „Stimme eines Rufenden“ nennt (vgl. Joh 1, 23), Jesus aber „Wort Gottes“ (vgl. Joh 1, 14) heißt.“ (Predigt vom 24.6.12, 10 Uhr, Dom zu Essen)

 -Was kann dies nun übersetz in die jetzige Zeit bedeuten?

-Wie kann das „kommende Wort“ auch für uns zu einer Freude und einem Glaubensbekenntnis werden?

Bischof Voderholzer äußerte Anfang November zu Allerheiligen auf domradio.de, „dass Christen den Advent als Zeit der Erwartung und der Bereitung des eigenen Herzens für die wieder neue Ankunft des Herrn im eigenen Leben begreifen sollten und so wird vielleicht Corona das Weihnachtsfest sogar reinigen und seinen wahren Inhalt neu freilegen“.

Johannes der Täufer lebte als Asket verborgen in der Wüste. Seine Lebensweise war geprägt von Bescheidenheit und Demut, sein Zeugnis deutlich, nüchtern und klar.

Auch ich erfahre diese Zeit als eine Art Wüste; unmenschlich und karg. Das soziale und kirchliche Leben ist beeinträchtigt durch Verordnungen und Hygienekonzepte. Die Sorgen und Probleme, die dabei an die Oberfläche kommen, mögen das Wüstenklima zusätzlich erhitzen und doch kann Jesus Christus in unseren Herzen geboren werden, sodass eine Freude, die bleibt, von innen her kommt und unser Außen erleuchtet.

Er ist das Wort, das bleibt! (vgl. Lk 21, 33)

Josef und Maria fanden für die Geburt im Außen auch keine angenehme Bleibe und doch strahlte das Kind seine Liebe und Freude aus der bescheidenen Krippe nach Außen, die Hirten und Sterndeuter zu sich zog.

-Können auch wir für einen Moment Ängste und Sorgen loslassen, damit wir Freude und Liebe empfangen?

-Können wir einmal mehr unser Leben kritisch hinterfragen, umkehren und um Vergebung bitten?

-Können wir uns einen Moment länger während dieser Zeit in Geduld üben, durchhalten und uns nicht irritieren lassen?

 Wenn wir das tun können, bereiten wir dem Herrn den Weg und ebnen ihm die Straßen! Dann fangen wir an zu glauben. Dann fangen wir an zu lieben. Dann steht zwischen uns und Ihm nichts mehr im Weg.

„Heißt volles Glauben nicht, dass Er wirklich mein Gott geworden sei? Dass er „geboren sei in mir“, wie die geistlichen Meister sagen? Aber dieses Geheimnis vollzieht sich nur aus Liebe – und die erste Liebe besteht darin, sich ihm für dieses Geheimnis zur Verfügung zu stellen.“ (Romano Guardini, Vom Leben des Glaubens, Der Glaube und die Liebe)

 

Manuel Hoppermann


Eine Liste aller „Sonntagsgedanken 2020“ finden Sie » hier.


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