Sonntagsgedanken, 5. Juli 2020


Sonntagsgedanke zum 14. Sonntag im Jahreskreis (5. Juli 2020)

Ablehnung und Lobpreis

Sach 9,9f; Mt 11,25-30

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn! 

Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.  
Ja, Vater, so hat es dir gefallen.

Mit diesen schönen Worten Jesu hat das Evangelium heute begonnen.

Eingeleitet wurden diese Worte mit einer uns gewohnten Redewendung, fast so, wie ja auch Märchen immer anfangen: In jener Zeit… Das ist so gewöhnlich, daß wir es überhören. Aber heute wollen wir genauer nachschauen: Was für eine Zeit ist denn hier gemeint?

Wir müssen im Neuen Testament selber nachschlagen und schauen, was vorher passiert ist – in jener Zeit; um zu wissen, was das für eine Zeit war, in der Jesus solches gesagt hat: Ich preise dich, Vater. 

Jesus hätte nämlich allen Grund gehabt zu klagen!

Denn er heilt Kranke, Lahme läßt er wieder gehen, er lehrt sie die Wahrheit über Gott und den Menschen, er tut ihnen Gutes – und wie reagieren die Menschen?

Jesus selbst beschreibt es in den vorangehenden Versen so:

11:18 Johannes der Täufer ist gekommen, er ißt nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. 11:19 Der Menschensohn ist gekommen, er ißt und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder!

Der Mensch ist komisch. Du kannst es ihm nie recht machen. Statt ein Geschenk [nl. Gott(es Selbstoffenbarung)] anzunehmen, möchte er alles nach seinem Gusto gestaltet haben. Statt zu danken, nörgelt er. Er findet immer etwas, was ihm nicht paßt.

Und: War das jemals anders?  Wird es jemals anders werden?

11:20 Dann begann Jesus, den Städten, in denen er die meisten Wunder getan hatte, Vorwürfe zu machen, weil sie sich nicht bekehrt hatten:

11:21 Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind – man hätte dort in Sack und Asche Buße getan.

11:23 Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen. Wenn in Sodom die Wunder geschehen wären, die bei dir geschehen sind, dann stünde es noch heute.

Viele Menschen meinen, sie bräuchten Zeichen und Beweise, Wunder, irgendwas Außerordentliches, um glauben zu können. Oh, sie haben großartige Wunder bekommen. – Und: Haben Sie zum Glauben gefunden? Haben Sie Gott Glauben geschenkt?

Wie oft täuscht sich doch der Mensch über sich selbst!

Wie schaut’s heute aus, beim modernen Menschen? Gibt es da bei den entscheidenden Themen des Lebens wirklich einen Fortschritt?

Und so fährt Jesus fort: 11:24 Ja, … Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dir.

Nein, damit der Mensch zum Glauben kommt, braucht es nicht ein außerordentliches Eingreifen Gottes oder was immer der Mensch meint, was eine Bedingung dafür sein könnte. Die Erfahrung der Jahrhunderte lehrt: Der Unglaube wird immer „Gründe“ finden, um sich selbst zu rechtfertigen. Und würde man sie tausendmal widerlegen, er fände einen weiteren.

Bekehrung des Herzens braucht es.

Nicht bei Gott liegt das Problem, sondern beim Menschen.

Denn der Mensch hat ganz andere Prioritäten als Gott!

Auch hier hat sich über die Jahrtausende nur selten etwas geändert. So sprach schon im Alten Testament der Prophet Amos zum – immerhin – Gottesvolk:

8:4 Hört dieses Wort …

8:5 Ihr sagt: Wann ist [endlich] das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat  [der Tag des Herrn und sein Gottesdienst]  vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen, …

8:6 Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir  noch zu Geld.

8:9 An jenem Tag – Spruch Gottes, des Herrn – lasse ich am Mittag die Sonne untergehen und breite am hellichten Tag über die Erde Finsternis aus.

8:10 Ich verwandle eure Feste in Trauer und all eure Lieder in Totenklage.

Es wäre nicht das erste Mal, daß der Herr, der wahre König der Welt, dem hochmütigen, dem hochfahrenden Menschen einfach das Licht ausknipst.

Papst Franziskus hat nicht nur die Mafia gegeißelt. Wie seine Vorgänger schon geißelt auch er die neuen Götzen: Eigenliebe, Geltungssucht, den Tanz ums Geld oder Macht – oder Gesundheit, je nachdem.

Diesen und anderen Götzen huldigen die Menschen damals und heute – für den wahren Gott bleibt da kaum mehr Zeit im eigenen Kalender und nicht viel Platz im eigenen Herzen. Alles Mögliche ist ihnen wichtiger als der lebendige und wahre Gott.

Man kreist um sich. Die Kirche unserer Lande ist da, nicht erst auf synodalen Wegen und nicht erst zu Corona-Zeiten, auch ein Kind ihrer Zeit geworden.

Wer interessiert sich noch für Gott und erst recht für Jesus? Wer schenkt Gott und seinem Gesandten, seinem Sohn, noch sein Ohr? Wer hört noch Gottes Ansprach‘ und Anspruch? Wer schenkt IHM noch sein Herz? 

Genau an dieser Stelle setzt das heutige Evangelium ein. Genau „in jener Zeit“ singt Jesus seinem Vater diesen Lobpreis: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen / den Kleinen aber offenbart hast.

Mitten in jener Zeit, in dieser Nacht des Gerichtes, gibt es doch etwas, das Jesus Freude macht; gibt es doch Menschen, die ihr Herz wirklich öffnen für IHN, für seine Liebe, für die Wahrheit, die er ihnen schenkt: die an ihn glauben. Menschen, an denen „all das“ nicht abperlt wie Wasser auf einem Lotus-Blatt oder einer gewachsten Auto-Frontscheibe. Menschen, die sich berühren lassen von Jesus – und vom Vater, den der Sohn ihnen offenbart.

Damals, und auch heute, findet der Vater Menschen, die glauben. Und darauf antwortet Jesus (wie es wörtlich heißt) und singt seinem Vater diesen schönen Lobpreis: Den Weisen und Klugen dieser Welt bleibt es verborgen, aber denen, die von der Welt als geistig unreif belächelt werden, denen ist es offenbar(t).

Preisen auch wir Gott, unseren Vater, dafür !

AMEN.         

 

Pfr. Ernst Kögler, Bad Feilnbach mit Litzldorf


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