Sonntagsgedanken 27. Juni 2021


Predigtbücher von Pfarrer Josef Weiger

Sonntagsgedanken 27. Juni 2021

13. Sonntag im Jahreskreis

An vier aufeinanderfolgenden Sonntagen konnte ich Ihnen meine Gedanken zur Liturgie des Sonntags aufschreiben, was mir bei der Betrachtung der liturgischen Texte in den Sinn gekommen ist. Es handelte sich von mir aus keinesfalls um Vorlagen zur Predigt, sondern um Stichworte und Anregungen, wie sie den wechselnden Lesungen oder den feststehenden Teilen entnommen werden können. Seit mehr als drei Jahrzehnten weiß ich mich den ehemaligen Bewohnern des Pfarrhauses von Mooshausen verbunden. Es sind dies Pfarrer Josef Weiger, Maria Knoepfler, Maria Elisabeth Stapp sowie Romano Guardini, der das Pfarrhaus als seine innere Heimat betrachtete.

Im Seminarraum stehen in einem Schrank auf mehreren Etagen dicht aufeinander gedrängt die in klarer Handschrift verfassten Predigtbücher vieler Jahre von Josef Weiger. Einige von diesen haben wir abgeschrieben. Es sind schlichte Texte für die Dorfgemeinde, geprägt vom Studium der Heiligen Schrift. Als in Mooshausen ca. 350 m von der Pfarrkirche entfernt noch eine Haltestation der Bahn bestand, kamen an den Sonntagen, wie uns berichtet wurde, viele Gottesdienstbesucher von weither, um Pfarrer Weiger predigen zu hören.

Das alles ist schon mehr als 50 Jahre her. Das Dorf ist wie viele Gemeinden in den Städten auch von der Säkularisierung erfasst, die damals prall gefüllten Kinderbänke in der Kirche sind auch heute fast leer. Dennoch  – eine Ausstrahlung von Mooshausen ist geblieben. Die Bahnstation gegenüber gibt es nicht mehr und Mooshausen ist heute keine eigenständige Gemeinde mehr, sondern Teil eines größeren Seelsorgebezirkes. Fast dreißig Jahre lang gab es durch den seit 1993 gegründeten Freundeskreis Mooshausen e.V. vor Ort viele Begegnungen, Vorträge und Ausstellungen. Unter veränderten Bedingungen kann diese Form heute kaum fortgesetzt werden. Moderne Medien schaffen in unserer Zeit neue Bezüge und Verbindungen und den Zugriff auf die geistlichen, theologischen und künstlerischen Impulse aus den Schätzen des Pfarrhauses. Es ist heute recht einfach, aus vielen Quellen an geistlichen Zuspruch zu kommen. Hieraus entstand auch die Idee der Sonntagsgedanken.

Aus langem persönlichem Engagement für die Angebote des Freundeskreises im ehemaligen Allgäuer Pfarrhaus konnte ich für mehrere von mir bisher verfasste Sonntagsgedanken viele Anregungen schöpfen. Dabei geht es mir aus einer von Guardini seit Jugendzeit geprägten Haltung um die Nachhaltigkeit der Sonntagsliturgie in einer heute stark veränderten Lebenswelt.

Der Drang nach Reformen ist verständlich und die Umsetzung unabdingbar – doch die innere Kontinuität des Wesens der Kirche muss auch in alle Zukunft hineinwirken können. Erneuerung und Wachstum der Kirche sind die großen Ziele im Pontifikat von Papst Franziskus. „Alles in Christus erneuern“ – so schon der Wahlspruch von Papst Pius X.

In der Liturgie am heutigen Sonntag schließen das Tagesgebet, das Gabengebet und das Schlussgebet mit der Bitte an Gott, unseren Vater, „darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn“. Und im großen Lobpreis am Schluss des Hochgebetes – in manchen Gemeinden von allen mitgesungen – heißt es: „Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und in alle Ewigkeit.“ Eine Einladung diese „Verhältnis“worte heute mit besonderem Bewusstsein zu hören und zu beten.

Auf einen weiteren Punkt in der Liturgie am 13. Sonntag im Jahreskreis möchte ich aufmerksam machen. In der 2. Lesung aus dem 2. Korintherbrief 8,7-9. 9,13-15 ermutigt Paulus die an Glauben, Rede, Erkenntnis und jedem Eifer gewachsene Gemeinde, sich an dem Liebeswerk für die arme Gemeinde in Jerusalem zu beteiligen. „Jesus Christus, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen“ Beim Apostelkonzil im Jahr 48 hatte Paulus die Bitte um finanzielle Unterstützung der armen hebräischen Gemeinde in Jerusalem erhalten. Erst acht Jahre später kann Paulus persönlich die Spenden aus seinen Aufenthalten vor allem in Korinth und Ephesus überbringen.

Die Solidarität, andere Gemeinden zu unterstützen ist eine urchristliche Geste. Im 20. und 21. Jahrhundert sind wir vertraut mit den bedeutenden kirchlichen Hilfswerken für notleidende Gemeinden in der Weltkirche. Aus meinem 33jährigen beruflichen Einsatz im Bischöflichen Hilfswerk ADVENIAT für die Kirche in Lateinamerika, durch Reisen in die meisten Länder des Kontinents, vielen Begegnungen mit den in der Pastoral Verantwortlichen, der beobachteten und mitgefühlten Lebenswelt der Armen, der Bearbeitung ungezählter Projekte waren und sind mir die Verse des Korintherbriefes wichtige Elemente meines Lebens in der Kirche bis heute. 2 Kor 9, 13-14: „Denn es geht ja nicht darum, dass ihr in Not geratet, indem ihr anderen helft, es geht um einen Ausgleich. Im Augenblick soll euer Überfluss ihrem Mangel abhelfen, damit auch ihr Überfluss eurem Mangel abhilft. So soll ein Ausgleich entstehen“.

Was bedeutet dieser Ausgleich konkret, ihr Reichtum und unser Mangel?

Die Beantwortung dieser Frage ist einer tiefergehenden Reflektion wert und könnte zu unseren Erneuerungsprozessen in Deutschland beitragen, starres Formeldenken zu lösen.

Wertvolle Hilfen bieten hierzu eindrucksvolle Berichte und Fotoreportagen der bekannten Hilfswerke der deutschen Bischöfe und der Ordensgemeinschaften und ungezählten Partnerschaften. Die Menschen in der „einen“ Welt sind uns durch die modernen Medien ganz nahe gerückt in ihrer von politischen Umstürzen und Korruption und Verfolgung bedrückten Lebenswelt.

Heute braucht es auch keine drei Jahre mehr, wie zur Zeit des Apostels Paulus, bis die Spende ihren Empfänger erreicht. Dazu genügt ein Klick auf das Spendenkonto. Doch es geht beim Ausgleich nicht allein um die materielle „Wert“schätzung, sondern um den geistlichen Reichtum, der durch die Glaubenstreue, die Lebenstapferkeit und das fürbittende Gebet für die Helfer gespendet wird.

In der langanhaltenden Pandemie wurden bei uns viele gute Erfahrungen im Sinne dieses Ausgleichs gemacht. Diese hatten allerdings eine geringere Publizität als die ständig vehement eingeforderten Freiheiten. Darum sollten wir selber von diesem Ausgleich weitererzählen.

Elisabeth Prégardier
Oberhausen


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