Sonntagsgedanken, 25. April 2021


Über zwanzig Jahre ist es nun her, dass ich von meinem damaligen Bischof zum Diözesanjugendseelsorger ernannt wurde. Bei meiner Amtseinführung bekam ich vom Jugendrat meiner Diözese ein überaus symbolträchtiges Geschenk überreicht – einen langen Stab mit der eingravierten Botschaft: „Unserem Hirten“. Dieses Geschenk wurde für mich sowohl Gabe, aber mehr noch Aufgabe. Kurz und bündig umschreibt es, welch besondere Verantwortung einem Hirten obliegt, was von mir erwartet wurde; in jeder Hinsicht verantwortungvoll zu handeln.

Solche Leitungsfunktion kann sich nur auf beste, auf gesunde Weise entfalten, wenn Schafe und Hirten in einem freundschaftlichen Verhältnis zueinander stehen, wenn sie sich kennen. Die Stimme des Hirten erweckt bei den Schafen Vertrauen, gewiss, und umgekehrt erkennt der Hirte an der Stimme der Schafe in welch aktueller Lage sie sich befinden, ob sie Schutz oder größere Freiheit brauchen. Bevor er, der Hirte, seine ihm (An-)vertrauten zu grünen Auen oder zu erquickendem Wasser führen kann, gilt für ihn, sich selbst führen zu lassen, nur so kann er fürsorgend begleiten. Nur so kann er den Seinen in ihren Nöten und Sorgen, ihren Ängsten und Freuden nahe sein.

Manchmal wird der Hirte vorangehen müssen, um gangbare, vielleicht neue Wege aufzuweisen, aus Verlorenheit und Verstrickung zu befreien oder Gefahren zu bannen. Doch meistens wird er wohl eher hinter der Herde her gehen, ihr den Rücken frei-, den Rückzug offen halten, aber stets wird er ein waches Auge und ein noch wachsameres Herz haben, denn Liebe ist es ja schließlich, die Hirten und Schafe miteinander verbindet.

Bei alldem sollte niemand der Versuchung verfallen, dieses Bild des Hirten sei „out of date“. Es ist bei Weitem nicht so, dass der Hirte ein Allwissender, allein Seligmachender ist und seine Schafe nur naiv (blöd) folgen. Der Hirte ist letzten Endes nur dann gut, wenn er sich an seinen Schafen und deren wirklichen Bedürfnissen orientiert. Nur dann ist das Projekt „Herde“ nicht dem Scheitern anheimgegeben, sondern gelingt!

Wenn Jesus im heutigen Evangelium von sich selbst als dem guten Hirten spricht, ganz gewiss in Anspielung und Anlehnung an den 23. Psalm, dann verweist er damit auf die Liebesgeschichte des Ersten Testamentes zwischen Gott und den Menschen (in deren Tradition er steht), die sich in den verschiedensten Bündnissen immer wieder behauptet und in Jesus universal weitet, „denn auch andere Schafe (…) muss ich führen…“ – zur Liebe, zum Leben.

Pfarrer Reinhold Sahner


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