Sonntagsgedanken, 17. Februar 2021 - Aschermittwoch


Gedanke zum Aschermittwoch, 17.02.2021

„Memento homo, quia pulvis es, et in pulverem reverteris!“

Der Aschermittwoch konfrontiert uns mit einer Realität, die wir gerne verdrängen, vergessen oder verschweigen. Jene Gläubigen, die an diesem Tag einen katholischen Gottesdienst besuchen, treten freiwillig nach vorne zum Priester, der sie unverblümt, fast schroff an ihre Vergänglichkeit erinnert: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehren wirst!“ Dieses kirchlich verordnete Bedenken der eigenen Sterblichkeit fällt uns wohlstandsverwöhnten Europäern, für die Not, Elend und Vergänglichkeit weit entfernt scheinen, nicht leicht. In dieser Beziehung neigen wir mit dem griechischen Philosophen Epikur (341-271 v. Chr.) dazu, den Tod als Gerücht zu betrachten, das uns nicht kümmern müsse.

Doch betrügt sich selbst, wer glaubt, der Tod gehe ihn nichts an, denn er ist unser persönliches, unvermeidbares Schicksal. Wer das Christentum verstehen will, muss dem eigenen Tod und mit ihm der eigenen Zerbrechlichkeit ins Auge blicken. Ich will es Ihnen nicht verschweigen und nochmal ganz offen sagen: Auch Sie werden sterben! Vielleicht in sechzig Jahren, vielleicht in zwanzig, vielleicht noch heute. Natürlich wissen Sie das, aber haben sie die Tragweite dieser schaurigen Wahrheit ermessen?

Die Kirche ruft uns diese Tatsache am Aschermittwoch unbeschönigt ins Gedächtnis, vergisst dabei aber nicht, auf die Hoffnung zu verweisen, die uns Christen auszeichnen sollte. Jene österliche Hoffnung, wonach der uns liebend zugeneigte Gott alle Sünde und Tot bezwungen hat, wonach Jesus Christus uns vorausgegangen ist, um uns eine Wohnung in der Geborgenheit des Vaters zu bereiten, wo jede Träne getrocknet und jeder Kummer in überfließende Freude verwandelt wird, die uns auf ewig niemand mehr nimmt. Die Kirche erinnert uns daran, dass der barmherzige Gott uns alle bedingungslos liebt und unser ewiges Glück ersehnt. Er respektiert unsere Freiheit und drängt sich uns nicht auf, sondern klopft kaum hörbar auf die Tür unseres Herzens. Werden wir ihm vertrauensvoll öffnen?

Auf diese Weise will uns der Aschermittwoch und die Fastenzeit immer wieder neu dazu einladen, dieser unendlichen Liebe Gottes schon jetzt und hier mit Gegenliebe zu antworten. Die Fastenzeit will eine Zeit der Gnade sein, in der wir uns innerlich erneut aufmachen und Gott – den Ursprung, den Sinn und das Ziel unserer tiefsten Sehnsucht – entgegengehen. Im unverstellten Blick auf den Tod erkennen wir, was im Leben wirklich zählt, trägt und beglückt. Die Worte des Priesters beim Auftragen des Aschekreuzes wollen uns in ihrer Deutlichkeit wachrütteln, damit wir über den Sorgen und Freuden des Alltags unsere himmlische Heimat nicht vergessen, für die wir geschaffen sind. In diesem Sinne darf ich Ihnen für diese Zeit der Gnade alles Gute und Gottes Segen wünschen!

Alex Lamprecht


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