Sonntagsgedanken, 12. September 2021


Sonntagsgedanken zum 24. Sonntag im Jahreskreis, 12. September 2021

 

 Wer sein Leben retten will…

In dieser Welt hat Leid und Lust

gar sonderbaren Sinn:

Da ist Verlieren kein Verlust

und Sieg ist kein Gewinn.

 

Diesen schönen Spruch von Georg Thurmair schenkte mir vor Jahren in kunstvoller Schrift ein treuer Teilnehmer der vom Freundeskreis durchgeführten Besinnungstage. Jetzt beim Aufräumen fand ich ihn wieder und denke, dass hier in wenigen Worten die Botschaft des heutigen Sonntagevangeliums zusammengefasst ist (Mk 8,35): Wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es gewinnen.

Die Evangelisten Matthäus (16,25) und Lukas (9,24) haben „um des Evangelium willen“ nicht erwähnt, so kann man daraus schließen, dass Markus die um Christi willen Verfolgten noch eigens stärken wollte.

Durch den nicht festgesetzten Ostertermin fallen die Festtage mit einem festen Datum in jedem Jahr auf einen anderen Wochentag. In diesem Jahr ist das Mariä-Namen-Fest vom 12. September mit dem 24. Sonntag im Jahreskreis verbunden. So freuen sich alle mit Namen Maria über einen sonntäglichen Namenstag, was natürlich auch auf diejenigen zutrifft, die am 12. September ihren Geburtstag feiern.

Diese Gleichzeitigkeit der Sonntagsliturgie mit dem Marienfeiertag und dem persönlichen Fest ist sicherlich auch eine Einladung, geistliche Zusammenhänge für sich zu entdecken.

Aufmerksamkeit verdienen auch zwei liturgische Feste mit festem Datum in der nachfolgenden Woche. Es ist das Fest Kreuzerhöhung am 14. September und am nächsten Tag, dem 15. September, Maria sieben Schmerzen.

Schon seit langer Zeit begleiten mich Leben und Werke des Jesuiten Alfred Delp, dessen Schicksal durch seinen Widerstand zum Nationalsozialismus geprägt wurde. In seiner radikalen Christusnachfolge in schwerer Zeit wurde sein Leben geradezu eingerahmt und getragen von liturgischen Festtagen der Gottesmutter.

Geboren wurde er am 15. September 1907 in Mannheim, übrigens an einem Sonntag und zugleich Fest Maria sieben Schmerzen.

Seine endgültige und von ihm so ersehnte Aufnahme in den Jesuitenorden erfolgte am 8. Dezember 1944 im Gefängnis Berlin-Tegel am Fest der Erwählung Mariens.

Sein Leben wurde ihm am 2. Februar 1945 genommen, dem Fest der Darstellung Jesu im Tempel/ Maria Lichtmess.

Hier geht es nicht um krampfhaftes Deuten von Daten. Immer wieder geschieht es, dass durch die „Zufälligkeit“ von Lebensdaten mit liturgischen Festen die von Gott gezeichnete Lebenslinie eines Menschen in Erscheinung tritt.

Seit Jahren begleiten mich die in der Gefängniszelle geschriebenen Meditationen von Alfred Delp. Mutigen Frauen in Berlin ist zu verdanken, dass sie die in der blutigen Wäsche versteckten, eng beschriebenen Blätter aus dem Gefängnis retten konnten. Schon 1947 erschien die Sammlung dieser Texte in dem Buch „Im Angesicht des Todes“ (ab 2007 unter dem abgeschwächten Titel „Mit gefesselten Händen“). Immer wieder lese ich seine Gedanken zu den Adventsgestalten und zu den Gestalten der Weihnacht. Bewegend ist, was er unter dem Stichwort „Wüste“ im Leben der Menschen und der Kirche in sehr wesentlicher Tiefe betrachtet. Sieben Ausführungen über die Wüste habe ich mir aus seinen verschiedenen Beiträgen zusammengestellt. Bei der Niederschrift hatte der Prozess vor dem Volksgericht noch nicht stattgefunden, doch das Todesurteil war absehbar.

Am 11. Januar 1945 war dann sein Schicksal und das seiner Gefährten aus dem Widerstand entschieden. Zehn von ihnen wurden am 23. Januar hingerichtet Alfred Delp litt sehr darunter, dass er an diesem Tag verschont geblieben war. Doch am 2. Februar entrissen auch ihm die Henker in Berlin-Plötzensee sein Leben.

Am 11. Januar, als sein Todesurteil feststand, begann er seine Betrachtungen über die zehn Strophen des Hymnus „Veni Sancte Spiritus“zu verfassen. Die Niederschrift der neunten Strophe ist uns erhalten:

Da tuis fidelibus / In te confidentibus / Sacrum Septenariun.

Gib deinen Gläubigen, die auf dich vertrauen, die siebenfache Gabe.

Die Erfüllung der zehnten Strophe wurde ihm in der Ewigkeit geschenkt:

Da virtutis meritum / da salutis exitum / Da perenne gaudium.

Gib der Tugend Verdienst, gib dem Heil Erfolg, gib immerwährende Freude.

Der 2. Februar ist das Fest der Darstellung Jesu im Tempel. Simeon spricht einen der sieben Schmerzen Mariens aus: „Deine Seele wird ein Schmerz durchdringen, damit sich die Gesinnung vieler Herzen enthüllt“ (Lk 2,35). Darin steckt ein Hinweis auf den Geburtstag von Alfred Delp. Sein Todestag war ein Herz-Jesu-Freitag.

1997 bestimmte Papst Johannes Paul II. den Lichtmesstag zum „Tag des geweihten Lebens“ als Tag des Dankes und der Bitte für Menschen, die sich für die ungeteilte Kreuzesnachfolge Jesu entschieden haben.

Alfred Delp kann uns erklären, was das heutige Evangelium und Fest Mariä Namen miteinander verbindet. Viele seiner Worte, in dunklen Tagen Deutschlands niedergeschrieben, können uns auch heute noch Zuspruch und Wegweisung sein.

 

Elisabeth Prégardier, Oberhausen


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