Das ist starker Tobak
Das ist starker Tobak. Paulus nennt Gott in der zweiten Lesung aus dem Brief an seine Gemeinde in Korinth töricht, also dümmlich, idiotisch. Und er führt weiter aus, dass es genau diese Schwachstelle Gottes ist, die sein eigentliches Wesen ausmacht, wenn er davon spricht, dass Gott weiser als die Menschen und das Schwache an ihm eben gerade seine Stärke ist. Wie dürfen wir das verstehen? Der Schlüssel dazu findet sich in Paulus´ Mission: Gott zu verkünden, einen in Jesus Christus „heruntergekommenen“ Gott, einen Gott, der auch dem Kreuz, also menschlichem Leiden und sogar qualvollem Sterben nicht ausweicht oder einen Ausweg bereithält.
Damit werden wir, die „Berufenen“, nicht von unseren eigenen Kreuzwegen verschont, sie werden nicht einfach aus unserem Leben eliminiert, aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott mit uns durch alles Verlassensein, Elend und Leid hindurchgeht. Auch wenn wir damit letzten Endes an die Grenzen unserer menschlichen Weisheit stossen.
Aber wir sind nicht ganz unbedarft, haben wir doch einige Erfahrung mit Schwächen, die sich als stark erweisen und Stärken, die eigene Schwächen überdecken sollen: Die HeldInnen des Alltags seien hierbei auf der einen, die Kraftmeier auf der anderen Seite gennant. Die einen richten auf, vermitteln Selbstvertrauen, stärken die Hoffnung und unseren Lebensmut, die anderen nutzen lediglich die Schwächen anderer aus und wollen sich diese unterwerfen, sich verfügbar machen. Ein echtes Interesse am Anderen haben sie nicht.
Und genau dies, ehrliches Interesse an uns hat Gott. Interesse, wörtlich Dazwischen-sein, manifestiert sich eben nicht im Drüberstehen, in Unberührbar- und Unerreichbarkeit, sondern im Da-sein für den Anderen, im Mit-gehen und im aktiven Anteil nehmen. So macht das Gott. Er hat eine Schwäche für uns – eine starke Schwäche; für Paulus deutlich sichtbar im Zeichen des Kreuzes.
Dieses Kreuz, vielfältig aktuell, steht für uns in dieser Fastenzeit im Mittelpunkt und fordert unseren Glauben heraus. Unsere menschliche Sehnsucht nach Macht und Stärke wird im Kreuz auf absurde Weise ins Gegenteil verkehrt und wir dürfen erkennen: im Kreuz ist Heil.
Pfr. Reinhold Sahner
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