SINGT DEM HERRN EIN LIED, 19. Dezember 2021


Liedbetrachtung zum 4. Adventssonntag, 19. Dezember 2021

Herr, send herab uns deinen Sohn

 

  1. Herr, send herab uns deinen Sohn,
    die Völker harren lange schon.
    Send ihn, den du verheißen hast,
    zu tilgen unsrer Sünden Last.

    2. O Weisheit aus des Höchsten Mund,
    die du umspannst des Weltalls Rund
    und alles lenkst mit Kraft und Rat:
    komm, weise uns der Klugheit Pfad.

    3. O Adonai, du starker Gott,
    du gabst dem Mose dein Gebot
    auf Sinai im Flammenschein:
    streck aus den Arm, uns zu befrein.

    4. O Wurzel Jesse, Jesu Christ,
    ein Zeichen aller Welt du bist,
    das allen Völkern Heil verspricht:
    eil uns zu Hilfe, säume nicht.

    5. O Schlüssel Davids, dessen Kraft
    uns kann entziehn der ewgen Haft:
    komm, führ uns aus der Todes Nacht,
    wohin die Sünde uns gebracht.

    6. O Aufgang, Glanz der Ewigkeit,
    du Sonne der Gerechtigkeit:
    erleuchte doch mit deiner Pracht
    die Finsternis und Todes Nacht.

    7. O König, Sehnsucht aller Welt,
    du Eckstein, der sie eint und hält:
    o komm zu uns, o Herrscher mild,
    und rette uns, dein Ebenbild.

    8 O „Gott mit uns“, Immanuel,
    du Fürst des Hauses Israel,
    o Hoffnung aller Völker du:
    komm, führ uns deinem Frieden zu.

    9. Herr, wir vertrauen auf dein Wort;
    es wirkt durch alle Zeiten fort.
    Erlöse uns, du bist getreu.
    Komm, schaffe Erd und Himmel neu.

 

Tag um Tag nähern wir uns dem großen Fest Christi Geburt. Schon seit dem 8./9. Jahrhundert leitet die Kirche im Stundengebet bei der Vesper das Magnifikat mit einem der Bibel entnommenen Vers (hier Antiphon genannt) ein. Mit wechselnden Anrufungen von messianischen Gottesnamen legt der Beter Gott die Not der Welt vor und sehnt mit der inständigen Bitte „veni! / komm!“ Rettung, Erlösung und Frieden herbei.

Bekannt ist das an sieben Tagen wechselnde Gebet vor Weihnacht unter dem Namen „O-Antiphone“, wobei das O als Sehnsuchtsruf und Offenheit für die Erfüllung des Erwarteten zu verstehen ist.

Die O-Antiphonen beginnen am 17. Dezember und enden am Tag vor Heiligabend.

  1. Dezember: O sapientia (O Weisheit)
  2. Dezember: O Adonai (O Herr)
  3. Dezember: O radix Jesse (O Wurzel Jesse)
  4. Dezember: O clavis David (O Schlüssel Davids)
  5. Dezember: O oriens (O Aufgang)
  6. Dezember: O rex gentium (O König der Völker)
  7. Dezember: O Emmanuel (O Immanuel, Gott mit uns).

Alle Namen Gottes beziehen sich auf den ersehnten Messias und haben ihre Quellen im Beten Israels, in den Psalmen und den Schriften der Propheten.

Die vierwöchige Zeit der Vorbereitung auf das Fest Christi Geburt heißt Advent. Sie bezieht sich auf das lateinische Wort adventus = Ankunft / Ankommen. Im Vaterunser beten wir adveniat regnum tuum – Dein Reich komme! also ein tägliches Adventsgebetbezogen auf die Adventszeit des eigenen Lebens.

VENI – KOMM mit seinen vier Buchstaben ist eines der kürzesten Herzensgebete. Es kann zur vertrauten Gewohnheit im Lauf eines jeden Tages gehören.

Den deutschen Text schuf der Pädagoge und Theologe Heinrich Bone (1813-1893). Er war bestrebt, ein einheitliches Gesang- und Gebetbuch zu schaffen. Es trug den Titel Cantate und enthielt 444 Kirchenlieder, viele davon aus seiner Feder. Bis zu einem tatsächlichen deutschen Einheitsgesangbuch dauerte es noch bis in unsere Gegenwart. 1975 erschien die erste Ausgabe des GOTTESLOB, der 2013 eine überarbeitete und erweiterte Ausgabe folgte, in der sich zahlreiche Kirchenleder aus seiner Feder befinden.

Die modernen Medien erlauben es, den lateinischen Text der O-Antiphonen herunterzuladen und auch in YouTube die schöne musikalische Darbietung des Liedes Herr, send herab uns deinen Sohn sowie lateinische Gesänge der O-Antiphonen anzuhören. Der französische Komponist Marc-Antoine Charpentier schuf 1663 eine eigene musikalische Gestaltung der O-Antiphonen.

 

Komm, schaffe Erd und Himmel neu lautet die letzte Zeile des geistlichen Gedichtes von Heinrich Bone. So sei unser Blick jetzt gerichtet auf die letzten Worte der Heiligen Schrift, der Apokalypse (22,16-17.20):

Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt
als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft.

Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids,
der strahlende Morgenstern.
Der Geist und die Braut sagen: Komm.
Wer hört, der rufe: Komm!
Wer durstig ist, komme.
Wer will, empfange umsonst das Wasser des Lebens.
Er, der dies bezeugt, spricht:
Ja, ich komme bald! – Amen

Komm, Herr Jesus!

 

 

Elisabeth Prégardier, Oberhausen


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