SINGT DEM HERRN EIN LIED, 12. Dezember 2021


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Liedbetrachtung zum 3. Adventssonntag, 12. Dezember  2021

Tochter Zion, freue dich

 

1 Tochter Zion, freue dich
Jauchze laut, Jerusalem
Sieh, dein König kommt zu dir
Ja, er kommt der Friedenfürst

2 Tochter Zion, freue dich
Jauchze laut, Jerusalem

Hosianna, Davids Sohn
Sei gesegnet deinem Volk
Gründe nun dein ewges Reich
Hosianna in der Höh.

 

3 Hosianna, Davids Sohn
Sei gegrüßet, König mild
Ewig steht dein Friedensthron
Du des ewgen Vaters Kind
Hosianna, Davids Sohn

Gl 228 ö – EG 13

 

Schon der Eröffnungsvers in der heutigen Sonntagsliturgie zeigt an, dass die ernste Adventszeit eine freudige Betonung erhält. Es sind Verse aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper (Phil 4,4.5) in der Vorfreude auf die baldige Ankunft des Herrn. Freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Noch einmal sage ich euch: Freut euch! Der Herr ist nahe. In der lateinischen Sprache heißt es: Gaudete in Domino semper! Die Aufforderung Gaudete wurde in früheren Zeiten für viele kirchliche Gruppen zum Synonym zum gemeinsamen neuen Aufbruch, aber auch zum Trost in bedrückenden Erfahrungen.  Der dritte Adventssonntag hieß immer ganz einfach Sonntag Gaudete.

Nicht an allen Sonntagen, die wir im Lauf eines Jahres betrachten wollen, ist die Verbundenheit der Schrifttexte so deutlich wie an diesem Sonntag. In der 1. Lesung aus dem Buch des Propheten Zefania heißt es: Juble, Tochter Zion, Jauchze Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen Tochter Jerusalem! (Zef 3,14) Im Antwortpsalm wird der Prophet Jesaja zitiert: Freut euch und jubelt: in eurer Mitte ist der Herr. (Jes 12, 6)

Hier wird der Spanungsbogen deutlich von Gottes Anwesenheit in der Jetztzeit bis zum endgültigen Offenbarwerden Gottes am Ende aller Zeit.

Dann hören wir im Evangelium die herbe Predigt Johannes des Täufers zur Umkehr. Besorgt fragen die Leute, die Zöllner, die Soldaten: Was sollen wir tun? Seine Antworten: Teilen, ehrliche Gerechtigkeit, Menschwürde achten. Diese Antworten lassen sich auch mit einem Satz aus dem Philipperbrief ausdrücken: Eure Güte werden allen Menschen kund! (Phil 4,5)

Auf die Frage, welches Lied denn zum heutigen Sonntag passt, kann es nur heißen: „Tochter Zion, freue dich“ aus dem Joshua -Oratorium von Gottfried Friedrich Händel aus dem Jahr 1747 ein Siegeslied nach gewonnenem Kampf.

Abweichend vom englischen Text unterlegte der evangelische Theologe Friedrich Heinrich Ranke 1820 die Musik von Händel mit deutschen Versen zur Freude über die Ankunft des Friedefürsten nach dem Propheten Sacharja (9,9). Seinen Platz findet das Lied heute im Advent, am Palmsonntag und zu Weihachten.

Am Sonntag Gaudete könnte ein weiteres passendes Lied gesungen werden. Der Name des Berges Zion im Westhügel der Altstadt von Jerusalem wurde auf das Volk Israel und die Stadt Jerusalem übertragen. Tochter Zion ist auch Maria. Ihr Lied beim Besuch ihrer Verwandten Elisabeth ist auch ein Jubellied die Barmherzigkeit Gottes mit seinem Volk Israel. Der Freundeskreis Mooshausen hütet eine kostbare, von der Künstlerin Maria Elisabeth Stapp geschaffene Bronzefigur mit dem Titel „Tochter Zion“. In ihren Händen halt Maria ein bronzenes Band mit den Worten des Magnificat in hebräischen Schriftzeichen.

Nicht übersehen werden sollte, dass in diesem Jahr 2021 der 2. Adventssonntag und das Fest Maria Erwählung auf einen Tag zusammenfallen

Ich erlaube mir eine traurige, historische Anmerkung: In der Nazizeit musste dieses Lied aus antisemitischen Gründen aus den Weihnachtssingbüchern gestrichen werden.

Wie gut, dass „Tochter Zion“ heute zu einem der beliebtesten Liedern der Advents- und Weihnachtszeit zählt. Und wie freuen sich heutzutage die Teilnehmer an der Fronleichnamsprozession., wenn nach der Segnung am vierten Altar das Allerheiligste mit kräftigen, sonoren Klängen der Musikapelle in die Kirche zurückgeleitet wird. Selbst beim Schützenfest ist das Lied „Tochter Zion, freue dich“ unverzichtbar.

 

Elisabeth Prégardier, Oberhausen


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