SINGT DEM HERRN EIN LIED, 05. Dezember 2021


Liedbetrachtung zum 2. Sonntag im Advent, 5. Dezember 2021

 

KÜNDET ALLEN IN DER NOT

 

1. Kündet allen in der Not;
fasset Mut und habt Vertrauen.

Bald wird kommen unser Gott;
herrlich werdet ihr ihn schauen.

Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.

 

2. Gott naht sich mit neuer Huld,
daß wir uns zu ihm bekehren;

er will lösen unsre Schuld,
ewig soll der Friede währen.

Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.

 

3. Aus Gestein und Wüstensand
werden frische Wasser fließen;

Quellen tränken dürres Land,
überreich die Saaten sprießen.

Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.

 

4. Blinde schaun zum Licht empor,
Stumme werden Hymnen singen,

Tauben öffnet sich das Ohr,
wie ein Hirsch die Lahmen springen.

Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.

 

5. Gott wird wenden Not und Leid.
Er wird die Getreuen trösten,

und zum Mahl der Seligkeit
ziehen die vom Herrn Erlösten.

Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.

 

[GL 221 ö / EG 540]

 

Im Eingangsvers zur Liturgie des 2. Adventssonntags spricht der Prophet Jesaja (30.19) die Verheißung aus, dass unser Herz sich freuen wird über die Erlösung der Welt, wenn wir uns auf seine Ankunft vorbereiten und auf den Herrn hören: Der Herr wird kommen, die Welt zu erlösen, Volk Gottes mach dich bereit. Höre auf ihn, und dein Herz wird sich freuen.

Jesaja lebte 300 vor Christus im Südreich Juda. Seine Predigt galt als Mahnung auch dem abgefallenen Nordreich vor der Gefahr des heranrückenden Großreiches der Assyrer. Jesaja verheißt die Ankunft des Erlösers und auch das endzeitliche Heil für alle Menschen.

Johannes der Täufer, der letzte der großen Propheten, bezieht sich in seiner bildlichen Predigt auf die Anweisungen Jesajas, worin die Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn besteht: Gradlinige Straßen bauen, Gräben zuschütten, Hindernisse abtragen, krumme Sachen wieder in Ordnung bringen.

Lukas schließ das heutige Evangelium mit den Worten: Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen. (Lk 3,1-6)

Man könnte fast von einem Dreisprung dieses Wortes sprechen – von Jesaja zu Johannes und dann zu uns mit dem heutigen Evangelium und den Versen des Liedes Kündet allen in der Not mit der fünfmaligen Wiederholung Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.

Das ist für uns heute nicht nur ein leicht fasslicher Reim, sondern auch ein Gebet, mit unseren irdischen Kräften an diesem von Gott für alle Menschen geschenktem Heil mitzuwirken.

Der Priester und Philosoph Friedrich Dörr schuf 1971 den prägnanten Text zu diesem Lied. Die fünf Strophen beziehen sich auf Js 35,1-10. Der Kehrvers steht in Js 52,10 mit den Worten Alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes.

Im GOTTESLOB finden wir zahlreiche, von Friedrich Dörr verfasste uns vertraute Kirchenlieder. Das Lied steht auch im Evangelischen Gesangbuch. Da die Melodie aus dem Jahr 1602 von dem evangelischen Kirchenmusiker Johann Ahle stammt, steckt darin eine doppelte ökumenische Betonung.

Noch an vielen Sonntagen im Lesejahr C werden uns Texte von Jesaja in der Liturgie begleiten, besonders in der Advents- und Weihnachtszeit sowie in der Fastenzeit. Ich lade Sie deshalb ein, die Gestalt dieses Propheten auch einmal im Ganzen zu betrachten.

Eine große Bereicherung für das Verständnis der vom Propheten Jesaja beschriebenen Heilsgeschichte erfahren wir durch das 1771 von Gottfried Johann komponierte Oratorium Der Messias. Das Libretto verfasste sein Freund Charles Jennens. Mit wenigen Ausnahmen handelt es sich um eine Aneinanderreihung von Jesaja-Versen. Der erste Teil des weithin berühmten Oratoriums behandelt die Tröstung des Volkes bis hin zur Geburt des Kindes, dem Friedefürst. Vielerorts gehört dieser Teil zu den beliebten Weihnachtskonzerten. Doch was ist in diesem Jahr der sich steigernden Pandemie? Um es mit einem biblischen Wort auszudrücken. Es besteht der Eindruck der wild über die Erde galoppierenden, Verhängnis bringenden vier apokalyptischen Reiter. Was müssen wir tun?

Lassen Sie uns einfach auf die Zusage der Propheten Jesaja und Johannes vertrauen:

Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil!

 

Elisabeth Prégardier, Oberhausen


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