Sonntagsgedanken, 17. Oktober 2021


Bild von Peter H auf Pixabay

 

 

 

 

 

 

 

 

Gedanken zum 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

 

Sitzen!

 

Liebe Schwestern und Brüder,
            liebe Freunde von Mooshausen,

Jesus will etwas bewegen, die Jünger wollen sitzen! Dazu nicht irgendwo, sondern auf guten, auf Ehrenplätzen! Vor Jahr und Tag erhielt ich von einem befreundeten Dirigenten in der Semperoper Freikarten. Mit einem Bekannten nahmen wir Platz. Wir hatten wirklich gute Plätze, gute Sicht, gute Akustik… Erst in der Pause aber begriffen wir, dass wir in der „Königsloge“ saßen, wo vor uns schon ganz andere gesessen hatten, auch ein Erich Honecker, ein König Kurt (Biedenkopf) von Sachsen und und und… Nun, wir hatten sie uns nicht ausgesucht, sie waren uns zugewiesen worden.

Im Sonntagsevangelium gibt es auch zwei, die wollen gut platziert werden, aber sie haben vergessen, dass vor dem Siegertreppchen noch der Schweiß des Wettkampfs und der Bewährung liegt. Sie würden das mit Links machen, behaupten sie!

Die Aufgabe: einen Kelch bis zur Neige austrinken, den Kelch der Hingabe und des Leidens,  und mit einer Bluttaufe, dem Martyrium, getauft werden. – Yes, we can!

 So ein Satz ist schnell gesagt, aber was er bedeutet, dass wird uns erst nach und nach bewusst: Nicht mehr im Zuschauerrang sitzen, sondern auf dem Kampfplatz des Lebens stehen. Nicht fordern, sondern geben, dienen statt zu herrschen, sich entschuldigen, statt den Rechthaber zu geben, Amboss und nicht Hammer sein… Na, dann vielleicht doch nicht!

Vom Dienen ist in unserer Welt oft nur noch das Wort geblieben: Minister sein! (von lat. ministrare-dienen, o. k. Staatsdiener – das alte Wort dafür).

Wissen Sie, das Problem ist doch, dass wir ohnehin meist in einer Dienerposition sind, uns aber nicht damit abfinden wollen und hier beginnt der Konflikt. Christsein, das Evangelium leben ist zuerst eine Frage der inneren Haltung: Im Mitmenschen begegnet mir ein Ebenbild Christi, er ist der Herr, ihm die Tür zu öffnen, ihm einen Dienst zu erweisen, macht mich selbst glücklich.

Und Dienen, Lieben kommt zurück! „Doch jeder, der  wenigstens einmal wirklich um seiner selbst willen geliebt worden ist; jeder, der erfahren hat, was es heißt, dass ein Mensch ihm mit seiner ganzen Existenz sagt: ‚Ich will unbedingt, dass es Dich für immer gibt’, der kann die christliche Verheißung verstehen, dass Gott mich – mich als diesen bestimmten Einzelnen – unbedingt will und ewig liebt.“[1]

Klaus Berger stellt in seinem Kommentar zu den Schriften des Neuen Testaments fest, dass wir oft nur die Kreuzeshingabe Jesu im Blick haben, so als würde nur das zählen und sich durch diesen heroischen Akt dann auch für uns alles ändern. Berger macht aber den folgenden Gedanken stark: „Man blickt auf Karfreitag und übersieht oft, dass Jesu ganzes Leben Dienst des Menschensohnes ist. Der Satz Mk 10,45 [„Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“] sagt deshalb im Sinne des gesamten Abschnittes nicht nur etwas über Jesu Tod, sondern über sein ganzes Leben.“[2]

Gestatten Sie mir, an dieser Stelle noch von einer kleinen Begebenheit aus meinem Priesteralltag zu erzählen. Ich hatte eine kleine liturgische Änderung angeregt, die der Würde der wöchentlichen Eucharistiefeier dienen sollte. Wie nun schon öfters in meinem Dienst in den Gemeinden, kam es zu einer heftigen, um nicht zusagen überzogenen Gegenreaktion einer Person, die ihr Missfallen deutlich via Mail zum Ausdruck brachte.       Mein Stolz war gekränkt, ich ärgerte mich, am liebsten hätte ich alles wieder rückgängig gemacht. Doch eine innere Stimmte mahnte mich, die Dinge mit Ruhe und Gottvertrauen anzugehen, und es sei ja schließlich auch „gut für die Demut“. Tatsächlich erfuhr ich von der anwesenden Gottesdiestgemeinde großes Entgegenkommen wegen meiner „Verbesserung“ und ich hatte dann auch die innere Ruhe der erwähnten Person eine sachliche und unemotionale Antwort zu mailen, für die sie sich sogar bedankte.

Gesegneten Sonntag!

 

Pfr. Dr. Andreas Martin
Caritasrektor des DiCV Dresden-Meißen

[1]Menke, K.-H.: Inkarnation. Das Ende aller Wege Gottes, Regensburg 2021, 136f.

[2]Berger, K.: Kommentar zum Neuen Testament, Gütersloh 2011, 182.


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