Sonntagsgedanken, 14. Februar 2021


Sonntagsgedanken zum 14. Februar 2021 (Valentinstag)

Ob verliebt, verlobt oder verheiratet, der Valentinstag gehört seit Jahren schon zu den beliebtesten weltlichen „Gedenktagen“ . Und doch gibt es ihn, den Heiligen Valentin, dessen Tag auf den 14. Februar fällt. Schauen wir deshalb zuerst in den Heiligenkalender und machen uns schlau, was verschiedene Quellen über diesen Heiligen der Liebenden sagen:

Valentin, war demnach Bischof von Terni, einer Stadt in der heutigen italienischen Provinz Umbrien. Es heisst, dass sich die jungen Leute nicht der Willkür in Bezug auf ihre (eheliche) Zukunft aussetzen wollten, sondern die Partner wollten, die sie wirklich liebten. Deshalb gingen sie zum Bischof Valentin und ließen sich von ihm in christlicher Zeremonie trauen. Das allerdings missfiel dem damaligen Kaiser Claudius. Bevor Bischof Valentin am 14. Februar 269 nach längerem Gefängnisaufenthalt enthauptet wurde, soll er der Tochter seines Gefängniswärters noch einen Liebesbrief geschrieben haben.
Valentin soll sich mit Rat und Tat für Liebende eingesetzt haben, indem er mit den Angehörigen sprach, wenn sie der Verbindung nicht zustimmen wollten.

Aber: der Heilige Valentin ist in der katholischen Heiligenkunde der Schutzpatron gegen Epilepsie. Sein Attribut ist die menschliche Hirnschale.

Dieser theologischen Richtung folgend, kann also nur sehr schwerlich eine Verbindung zum Heiligen Valentin als Schutzpatron der Liebenden hergestellt werden.

Ausserdem gibt es die ersten Hinweise auf einen Tag der Liebenden, in Verbindung mit dem Heilgen Valentin, erst ab dem 14. Jahrhundert in Frankreich. Sollte dieser Mann und seine besondere Funktion also über 1.100 Jahre in Vergessenheit geraten sein? Müssen wir nicht nach anderen Hinweisen Ausschau halten? Die geschichtliche Entwicklung der Kirche mag uns behilflich sein. Ich versuche, stark vereinfacht, einige Sachverhalte zur Klärung heranzuziehen:

Im Jahre 381 n.Chr. wird das Christentum zur Staatsreligion erhoben, aber es fanden sich zum Teil beachtliche Unterschiede in der christlichen Lehre der östlichen und westlichen Kirche des riesigen römischen Reiches. Trotzdem wurde in ökumenischen Konzilen ein hohes Maß an Einheitlichkeit erreicht, bis durch innerkirchliche Spannungen der Bruch 1054 vollzogen wurde und damit ein römisch-katholisches (westliches) und ein orthodoxes (östliches) Christentum entstanden.

Weihnachten am 25. Dezember zum Beispiel ist in Rom seit 354 bezeugt. Die Festlegung geht vom Sonnenjahr aus, ist also konstant, während Ostern vom Mondjahr ausgeht und daher ein bewegliches Fest ist.

Maria Lichtmess oder richtiger „Darstellung des Herrn“ ist ein liturgisches (Gedächtnis-)Fest, im 4. Jahrhundert entstanden, verankert in der Erzählung der Darstellung Jesu im Tempel (Lk 2.22ff ). Aufgrund der Bestimmungen im Gesetz des Mose musste dieser Tempelbesuch 40 Tage nach der Geburt des Kindes stattfinden und so wurde das Fest auf den vierzigsten Tag nach Weihnachten, d.h. auf den 2. Februar gelegt.

Epiphanie (griech.: Erscheinung), als Fest der Erscheinung des Herrn, war bis zum 4. Jahrhundert nur in der Ostkirche beheimatet. Die christlichen (Fest-)Gedanken waren: Geburt Jesu mit der Anbetung der Weisen, das Hochzeitswunder zu Kana und die Taufe Jesu im Jordan. Epiphanie wird am 6. Januar gefeiert und ist das eigentliche Weihnachtsfest der Ostkirche.
Doch nimmt auch die ostkirchliche Liturgie den Faden aus Luk 2,22ff auf, indem sie die Begegnung Jesu mit Simeon in den Mittelpunkt dieses Festes stellt. Das Fest, das bei uns im Westen als Darstellung des Herrn bekannt ist, wird dort Hypapante (griech: Begegnung) genannt. Und wie im Westen wurde auch in der Ostkirche Hypapante auf den vierzigsten Tag nach der Geburt Christi gelegt. Da jedoch die Ostkirche das Geburtsfest Christi an Epiphanie, also am 6. Januar und damit zwölf Tage später als die Westkirche feierte, war der Tag für Hypapante zwölf Tage später als Lichtmess, d. h. am 14. Februar.

Gegen Ende des 4. Jahrhunderts übernahm die Westkirche aus der Ostkirche das Fest Ephiphanie, allerdings nicht als Geburtsfest Christi, sondern als Fest der „3 Wunder“, d.h. Anbetung der Weisen, Taufe im Jordan und Hochzeit zu Kana. Auf der anderen Seite übernahm die Ostkirche das Weihnachtsfest der Westkirche als Geburtsfest und Epiphanie wurde zum Tauffest Christi; ebenfalls bis Ende des 4. Jahrhunderts.
In der abendländischen Kulturwelt hat sich allerdings die Volksfrömmigkeit des Epiphanie-Tages bemächtigt und daraus den Tag der Heiligen Drei Könige gemacht.
Ab dem 5. Jahrhundert begannen sich die Fronten zwischen Ost- und Westkirche zu verhärten und die Angleichung der Liturgie fand nur noch sporadisch statt, bis im 11. Jahrhundert die Trennung der Kirchen vollzogen wurde.

Für die abendländische Welt war das Fest „Mariä Lichtmess“ wichtig und man kann sich vorstellen, dass dieses Fest auch in der Ostkirche sehr hoch angesiedelt war.
Eine Übernahme des Festes auf kirchlicher Ebene kam absolut nicht in Frage, da der vierzigste Tag nach Christi Geburt in der Westkirche mit Lichtmess am 2. Februar bereits besetzt war. Das gleiche Fest nach der Ostkirche zu begehen, hätte wenig Sinn gehabt. Also wurde das Fest in die weltliche Ebene übertragen, doch fehlte es an einer sinnhaften Ausfüllung. Es gab zwar einen Grund zum Feiern, aber keiner wusste so richtig warum.

Hilfe bot sich da im Heiligenkalender an, und so nahm man ganz pragmatisch den Namen des Gedenktages am 14. Februar, den des Heiligen Valentin.

Und noch eine Beobachtung: der Valentinstag als der Tag der Liebenden und Verlobten ist zuerst in Frankreich im 14. Jahrhundert bezeugt. Im 12. und 13. Jahrhundert entwickelte sich in der höfischen Kultur eine neue Beziehung zwischen dem Ritter und der Frau, die sich in einer neuen Liebeslyrik, als Minnesang bekannt, äußerte. Man kann sich durchaus vorstellen, dass die Minne von den Hochadeligen auf den niederen Adel und das Bürgertum überging, wobei nun der Valentinstag eine gute Gelegenheit war, aus der Minne ein Brauchtum zu machen.

Wie dem auch sein mag, kirchlichen oder weltlichen Ursprungs, der Valentinstag als Tag der Liebenden erfreut sich immer grösser werdender Beliebtheit und wir dürfen diesen, wenn auch kommerziell ausgeschlachteten Tag, mit Freude liturgisch als einen Gebetstag für alle Verliebte, Verlobte und Verheiratete begehen. Mögen sie alle in der Liebe zueinander, zu Gott und zur Welt wachsen.

Die evangelische Botschaft des heutigen 6. Sonntags im Jahreskreis lässt sich als Ergänzung des Ganzen gut damit verbinden. Als Christinnen und Christen sind wir aufgefordert, liebend zu handeln und uns Ausgrenzungen jeglicher Art mit Vehemenz entgegen zu stellen, Einsatz zu zeigen, statt dem Aussatz das Wort zu reden.

Ihnen allen einen guten und segensreichen Valentins(Sonn)tag.

Pfr. Reinhold Sahner


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