Auf Wunsch von Herrn Kaufmann und mit seinem Text weisen wir gerne auf folgende Veranstaltung hin…
Sehr verehrte, liebe Mitglieder und Freunde der ARDD,
Wir leben in einer Zeit der Extreme, zwischen Konjunkturen beängstigender Dystopien und Apokalypsen einerseits und optimistischen Utopien von herrlich Aufbrüchen und lichtvollen neuen Tagesanbrüchen anderseits, die sich jedoch nie vollständig vom unterschwelligen Zweifel und der Furcht angesichts ihrer desaströsen Rück- und Nachtseiten befreien können. Wenn es zu den vornehmsten Aufgaben der Philosophie gehört, „ihre Zeit in Gedanken zu erfassen“ (Hegel), was gibt uns dann unsere Zeit zu denken – in Furcht und Zittern und mit Zuversicht?
Wir möchten dies mit euch gemeinsam bedenken und diskutieren und laden euch daher nochmals herzlich zum nächsten Zoom-Seminar zum Themenschwerpunkt „Tugenden heute“ einladen, bei dem wir uns mit der Hoffnung auseinandersetzen wollen. – Bitte leitet diese Einladung gerne auch an weitere Interessierte und potentielle Teilnehmende in euren privaten und institutionellen Netzwerken weiter. Vielen Dank!
Dieses Zoom-Treffen wird am Montag, den 21. Juli 2025, 18-20 Uhr via Zoom stattfinden.
Um am Zoom-Meeting am 16.6.2025 teilzunehmen, nutzt bitte den nachfolgenden Link: https://us06web.zoom.us/j/87350985771?pwd=Sb2cbHP4Qyvxabv272mDjeOO26b6sv.1 (Meeting-ID: 873 5098 5771; Kenncode: 027600)
In diesem Zoom-Treffen wollen wir uns mit Texten von Josef Pieper und Gabriel Marcel zur Tugend der Hoffnung sowie mit deren zeitgenössischen Thematisierung durch die Philosophen Byung-Chul Han und Hans-Joachim Höhn beschäftigen und dabei der Hoffnung unter den unten stehenden Leitfragen zum Themenkreis nachgehen.
Als Referent wird diesen Termin Dr. Daniel Zöllner leiten, der zum Thema auch eine aktuelle Monographie verfasst hat (d.i. „Mut zur Tugend. Essay zur Lebenskunst in der Gegenwart“. Mit einem Vorwort von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Lepanto-Verlag 2024).
Gemeinsam wollen wir u.a. den nachfolgenden Fragen nachgehen:
- Prinzipielles Fragen: Hoffnung als Tugend
- Wie lässt sich Hoffnung definieren?
- Welche (epistemischen, desiderativen und affektiven) Elemente erweisen sich als essentiell (sowohl im Sinn des Charakteristischen wie des Grundlegenden)?
- Gibt es so etwas wie eine „richtige“ oder „falsche“ Hoffnung?
- Auf den ersten Blick dominiert eine scheinbar selbstverständliche positive Bewertung der Hoffnung. Aber ist Hoffnung per se ein Gut? Oder weist sich nicht auch in gewissen Hinsichten die Hoffnung als Übel aus?
- Inwiefern gilt es eine absolute Hoffnung (das Hoffen/spes qua) von einer relativen Hoffnung (ein Hoffen, darauf dass…/spes quae) zu unterscheiden? Inwiefern gibt es hierbei kontrastive Sinnbezüge zur Unterscheidung von Furcht und Angst?
- Wie und warum grenzt sich Hoffnung sowohl von Pessimismus und Optimismus einerseits sowie von Verzweiflung und Vermessenheit wie Traurigkeit (acedia) und Hochmut (Stolz, Trotz, Provokation, Anmaßung, …) andererseits ab?
- In welchen Sinnbezügen steht die Hoffnung zu Zweifel, Gewissheit, Wissen, Überzeugtsein…sowie damit verbundener (oder fehlender) Demut und Geduld …; Erwartung; Täuschungen, Illusionen und Trugbildern (sowohl unserer Wünsche als auch unserer Ängste); Geheimnis: und Demut, … furchtsam, keusch, Scham, schweigsam; Unvorstellbarkeit, Unbegreiflichkeit; Irrationalem oder Super-/Hyperrationalem; Unmittelbarer Teilhabe, Inter-esse, „In“-volvierung und Verpflichtung (erleben, erfahren mit „innerstem Kern“) vs. Entfernung, Distanz, „von außen („Redner“-/„Zuschauer“-Perspektive)…
- Ist Hoffnung überhaupt eine Tugend (schließlich kann man auch Unmoralisches erhoffen)? Lässt sich Hoffnung einüben?
- Welche Sinnbezüge lassen sich zwischen der Hoffnung und anderen Tugenden aufzeigen? Inwiefern bedarf der Mutige/Tapfere der Hoffnung?
- Fragen nach den Bedingungen der Möglichkeit von Hoffnung
- Welche „Bauform“ muss die menschliche Existenz und Zeitlichkeit besitzen, damit Hoffnung möglich ist?
- In welchem Verhältnis steht die Hoffnung zur Negativität, zu Verletzung, Unglück, Schaden, Besorgnissen und diesbzgl. Angst und Furcht? Wird Hoffnung durch Negativität unmöglich gemacht oder gerade erst herausgefordert?
- In welchem Verhältnis steht die Hoffnung zu Hochgemutheit und Demut; Furchtsamem, Keuschem, Scham, Geheimnis, …; Geduld; (Ent-)Spannung: verkrampft-verhärtete Angst vs. gelöst-verflüssigte, geschmeidige Anmut; Unverfügbaren, Unerwartbaren, Unbekannten, Offenen; Alterität; Immanenz und Transzendenz; Passivität und Aktivität, Entschlossenheit und Entscheidung; Vertrauen und Risiko; Dimensionen des Wir, Solidarischen; Dimensionen der Muße und des Festlichen (nicht Alltäglichen); der einen Gabe … ?
- Welchen Sinnbezüge bestehen zwischen den anthropologischen Wesensbestimmungen eines „homo sperans“ als „homo viator“?
- Welche näheren Bestimmungen lassen sich durch die Thematisierung der Hoffnung für die Temporalität menschlicher Existenz freilegen?
- Welche Rolle spielen hierbei futuristische Zeitperspektiven wie eines „noch nicht“; Werde-seins; Futur II; Avenir, (nicht An-)Kommendes; Gegenwart als Präsenz und Präsent; Ereignis; Transzendierende positive (geduldig hochgemute) Nicht-Annahme (#Vorwegnahme) ; Homo viator & homo patiens: Geduld (mit sich selbst und gegenüber anderen), um sich Zeit zu nehmen resp. als Raum für mögliche Veränderungen zu geben …; Geduld & Demut, …; Vertrauen; Anfänglichkeit, Natalität/Geburtlichkeit; Jugend und Alter, Vitalität; Endlichkeit, Fragilität und Tod…
- Ist diese für das Phänomen scheinbar essentielle Dimension als temporäre (auf Zukünftiges bezogen) richtig erfasst? Oder ist im Ausstehenden dieser Zukünftigkeit nicht vielmehr die Ungewissheit („noch nicht“) viel entscheidender/sinnkonstitutiver? Und wäre diese daher besser als epistemisch Ausstehendes (Ungewissheit der Erwartung etc) zu bestimmen?
- Fragen zu Spezifika der Hoffnung als theologischer Tugend:
- Warum konnte die Hoffnung zu einer der drei theologischen Tugenden aufsteigen, obwohl sie in der vorchristlichen Antike (etwa bei Aristoteles) nicht als Tugend galt?
- Was unterscheidet die Kardinaltugenden von den theologischen Tugenden?
- Welchen Rang nimmt die Hoffnung unter den drei theologischen Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) ein?
- Hoffnung heute?
- Was aber bedeutet es heute noch (tugendhaft) zu hoffen?
- Ist Hoffnung überhaupt noch eine Tugend? Inwiefern kann Hoffnung heute noch eine moralisch orientierende Kraft sein?
- Welche metaphysischen Voraussetzungen braucht ein Begriff wie der der Hoffnung (als Tugend) – und sind diese Voraussetzungen in einer postmetaphysischen, postheroischen und vielfach säkularisierten Gegenwart noch tragfähig?
- Die Religionskritik, die Metaphysikkritik eines Nietzsche, Freud oder Adorno und die Dekonstruktion moderner Identitäts- und Wertkonzepte in der Postmoderne haben den Tugendbegriff nicht unbeschädigt hinterlassen: Können wir überhaupt noch an Vorstellungen wie „das Gute“, „das Edle“, „das Gerechte“ oder „das Tugendhafte“ anknüpfen, ohne zugleich in einen normativen Fundamentalismus zu verfallen? Oder bestünde ein denkbares Konzept von Hoffnung, dass den Anspruch dieser (partiell berechtigten) Herausforderungen und Anfragen dieser Kritiken nicht unterläuft, sondern positiv verarbeitet?
- Vor welchen Hintergründen ließe sich sinnvoller- und berechtigterweise von einen religiösen, säkularen und post-säkularen Hoffen sprechen? Wie weisen sich diese Abgrenzungen aus?
- Inwiefern müsste eine zeitgemäße, postsäkulare religionsphilosophische Behandlung der Hoffnung sowohl sprachanalytische Vorgaben zur Thematik als auch existentialpragmatische Untersuchungen berücksichtigen?
- An welchen zeitgenössischen Beispielen und Ereignissen kann die Aktualität des Themas im Blick auf die Gegenwart deutlich werden?
Im Anhang dieser Nachricht findet ihr die für dieses erste Treffen von bereitgestellten Materialien/Texte, d.i.:
- Eine Einführung zur „Hoffnung als Tugend heute?“ von René Kaufmann, die u.a. auch eine ausführlichere und differenzierte Entfaltung obiger Leitfragen enthält.
- Auszüge aus Daniel Zöllner, Mut zur Tugend. Essay zur Lebenskunst in der Gegenwart. Mit einem Vorwort von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Lepanto-Verlag 2024.
- Auszug aus Josef Pieper, Über die Hoffnung (1935), Leipzig: Jakob Hegener 31940.
- Auszug aus Gabriel Marcel, „Entwurf einer Phänomenologie und einer Metaphysik der Hoffnung“ (1942), in: Ders., Homo viator. Philosophie der Hoffnung, Düsseldorf: Bastion 1949S. 28–87.
- Auszug aus Byung-Chul Han, Der Geist der Hoffnung. Wider die Gesellschaft der Angst, Berlin: Ullstein 2024.
- Auszug aus Hans-Joachim Höhn, Zeit und Sinn. Religionsphilosophie postsäkular, Paderborn/München/Wien/Zürich: Ferdinand Schöningh 2010.
Diese Texte dienen zur Orientierung und Vorbereitung für diese erste Sitzung. Ihre Lektüre ist wünschenswert, jedoch keine notwendige Voraussetzung für die Teilnahme.
Zudem haben wir Thematisierungen, Fragestellungen und Diskussionen unseres letzten Treffens zur „Tapferkeit“in einem Paper zusammengeführt, das wir euch ebenfalls anbei zusenden.
Im August werden wir pausieren und unsere Zoom-Treffen dann wieder im September fortsetzen. Die nächsten Zoom-Treffen werden dann voraussichtlich am 22. September, 20. Oktober, 29. November und 15. Dezember 2025 stattfinden.
Zudem möchten wir euch abschließend noch über zwei bevorstehende Vorträge von Frau Prof. Gerl-Falkovitz informieren (siehe Anhang), zu denen ihr ebenfalls herzlich eingeladen seid:
- „Mariendogmen im Blickwinkel unterschiedlicher Konfessionen“ am Donnerstag, 17.7.2025., 19 Uhr auf Schloss Maxen.
- „Hoffnung als Topos der Literatur? Eine Spurensuche bei christlichen Autoren“. Offene Tagung der Gertrud von le Fort-Gesellschaft zur Förderung christlicher Literatur e.V. am 5.-7. September 2025 in Passau/Spektrum Kirche auf Mariahilf.
Solltet ihr Rückfragen, Vorschläge oder Impulse haben, stehen wir selbstverständlich gerne zur Verfügung und bitten um deren Rückmeldung.
Bitte leitet diese Einladung gerne auch an weitere Interessierte und potentielle Teilnehmende in privaten und institutionellen Netzwerken weiter. Vielen Dank!
Wir freuen uns über eure Teilnahme und Mitwirkung an den bevorstehenden Vereinsaktivitäten und grüßen euch in diesem Sinne herzlich
René Kaufmann
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
Paul Metzlaff
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