Fortführung unserer Reihe „Sonntagsgedanken“


Liebe Mitglieder,

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie haben es sicher bemerkt: Während der Sommerpause und aufgrund der insgesamt gelockerten Situation, während der die Möglichkeit zum Besuch von Gottesdiensten bestand, hatten wir unsere Reihe mit den Sonntagsgedanken ausgesetzt.

Die täglich rasant steigende Zahl an Corona-Infizierten macht nun einen erneuten Lockdown zwingend erforderlich. Auch wenn dieses Mal unsere Kirchen nicht geschlossen bleiben müssen, wollen wir Ihnen mit weiteren Sonntagsgedanken zeigen, dass Sie alle nicht vergessen sind und wir in unserem Freundeskreis auch in diesen ungewöhnlichen Zeiten zumindest gedanklich und natürlich im Gebet miteinander verbunden sind.

Bleiben wir weiterhin zuversichtlich. Unser Zweiter Vorsitzender, Prof. Alfons Knoll, hat es dieser Tage treffend gesagt: „Da ist „Gott sei Dank“ einer, auf den wir uns immer verlassen können, wenn alles andere wegbricht – und das spüre ich in diesen Tagen besonders. ER behüte Euch mit seinem Segen.“

Diesen Worten schließe ich mich gerne an und wünsche, dass wir alle weiterhin gesund bleiben!

Ihre Christa Krämer


Gedanken zum Sonntag – 1. November 2020, Allerheiligen

Es ist vielleicht kein Zufall, dass im „Corona-Jahr 2020“ das Hochfest Allerheiligen auf einen Sonntag fällt. Vom auferstandenen Christus und seinem Heiligen Geist geht die Kraft aus, diese Welt mit ihrer Mühsal und ihren Brüchen zu ertragen, zu gestalten und erneuernd zu verwandeln. Der erhöhte Herr ist die Mitte, der Ursprung und das Ziel der „Gemeinschaft der Heiligen“, von der das Credo spricht. Diese ist kein Kollektiv, sondern besteht aus der unübersehbaren Fülle der erlösten Einzelnen, die je ihre eigene Besonderheit, ihr „Selbst“, in die Gemeinschaft bereichernd einbringen, ohne unter einen „Wir-Druck“, eine Vereinnahmung oder einen spirituellen Konformismus zu geraten. Diese „Communio“ beginnt schon in dieser Weltzeit, lebt aus der Gabe der Eucharistie und vollendet sich in der Herrlichkeit des himmlischen Jerusalems.

Der gemeinsame Weg dorthin, der syn-hodos, ist nicht gepflastert mit zeitgeistigen Reformforderungen und Machtdiskussionen, sondern mit gelebter Alltagsheiligkeit. Dieser hat das Zweite Vatikanische Konzil in der Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ ein eigenes Kapitel (5.) gewidmet: „Die allgemeine Berufung zur Heiligkeit in der Kirche“. Im siebten Kapitel der Konstitution wird – passend zum heutigen Fest – der „endzeitliche Charakter der pilgernden Kirche und ihre Einheit mit der himmlischen Kirche“ beschrieben. Dazu gehört, dass alle Gläubigen einen geistlichen Kampf bestehen müssen, um nicht der Gemeinschaft der Heiligen und des ewigen Heiles verlustig zu gehen. Alle erscheinen einmal „vor dem Richterstuhl Christi, damit ein jeder Rechenschaft ablege über das, was er in seinem leiblichen Leben getan hat, Gutes oder Böses“ (2 Kor 5,10 nach LG 48). Es gibt daher keinen vermessenen Heilsoptimismus, weshalb auch das Gebet für Verstorbene dringend empfohlen wird und der Gedenktag Allerseelen sich organisch an das Fest Allerheiligen anschließt. Die Konstitution schließt im achten Kapitel mit dem Blick auf „die selige jungfräuliche Gottesmutter Maria“, die als Urbild der Kirche in der Mitte der Gemeinschaft der Heiligen steht und sie gewissermaßen anführt: „Wie die Mutter Jesu, im Himmel schon mit Leib und Seele verherrlicht, Bild und Anfang der in der kommenden Weltzeit zu vollendenden Kirche ist, so leuchtet sie auch hier auf Erden in der Zwischenzeit bis zur Ankunft des Tages des Herrn (2 Petr 3,10) als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes dem wandernden Gottesvolk voran“ (LG 68).

Dieser Glaube des Konzils an die Vollendung Marias wurde 1950 am Fest Allerheiligen von Papst Pius XII. als Dogma definiert, der einzige Fall, in dem ein Nachfolger Petri sein Charisma der „Unfehlbarkeit“ (nach Befragung des Episkopates) voll in Anspruch nahm. Er erklärte nach einer dogmengeschichtlichen Hinführung feierlich: „Die unbefleckte, immerwährend jungfräuliche Gottesmutter Maria ist, nachdem sie ihren irdischen Lebenslauf vollendet hatte, mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden“ (DH 3903). Dieses neue „Assumpta“-Dogma, das in der Tradition und in der Orthodoxie schon lange beheimatet war, hat durchaus im Vorfeld und in der Rezeption zu theologischen und ökumenischen Irritationen führt. Es ist das große Verdienst Karl Rahners (1904-1984), durch seine mariologischen Arbeiten, die teilweise von der Ordenszensur zurückgehalten wurden, zu einem besseren Verständnis des Mariendogmas beigetragen zu haben. Doch nur wer den „übernatürlichen“ und „analogen“ Sinn katholischen Glaubens erfasst, kann in seine vom Kölner Theologen Matthias Scheeben so tief beschriebenen „Mysterien“ teilweise eindringen. Die Aufnahme Marias mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels entspricht in Umkehrung der eucharistischen „Transsubstantiation“ (Wesensverwandlung) von Brot und Wein in Leib und Blut Christi. Beides ist rein rational nicht erklärbar und braucht auch keine direkte biblische Rechtfertigung.

Vor 70 Jahren, kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit seinen Schändungen menschlicher Leiber und der Ermordung von sechs Millionen Juden, hat also die Kirche den Leib einer Frau, der sie eine „mütterliche Aufgabe gegenüber den Menschen“ (LG 60) zuschreibt, in helles Licht gestellt. Einen unerwarteten Apologeten fand das Dogma 1952 in C.G. Jungs „Antwort auf Hiob“. Auch heute, zumal in unsicheren Corona-Zeiten, hat der erbauliche Gedanke an die Vollendung in Herrlichkeit eine motivierende und ermutigende Funktion. Denn weder in der Gemeinschaft der Heiligen noch in der Herrlichkeit des Himmels, ist Maria isoliert von ihren Mitgeschöpfen. Was wir von ihr glauben, dürfen wir durch Christus, den „einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen“ (1 Tim 2,5), auch für andere und uns selbst erhoffen.

Dr. Stefan Hartmann, Bamberg


Eine Liste aller „Sonntagsgedanken 2020“ finden Sie » hier.


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